Seit den 1980er Jahren untersucht Julia Scher in ihren interaktiven Installationen Mechanismen der Kontrolle und die verführerische Macht von Medien in der Gesellschaft. Durch den Einsatz von modifizierten Überwachungskameras, Monitoren, Wachleuten, Käfigen oder Barrieren demontiert sie die Illusion des Schutzes, den diese Überwachungssysteme vermeintlich bieten, und zeigt die Erosion von Freiheit auf, wie sie einer Kultur der Angst entspringt. Menschliches Verhalten spielt eine entscheidende Rolle in ihren Arbeiten, in denen Aufzeichnungen und Datenflüsse sich mit öffentlicher Partizipation verbinden, um subjektive Anknüpfungspunkte und eine ästhetische Sprache zu schaffen, die die geschlossenen Schaltkreise sozialer Wirkungszusammenhänge stört. Auf diese Weise intervenieren Schers Kunstwerke in die Technologien, die unsere Wirklichkeit bestimmen sollen und häufig BigBrother-artige, unersättliche Fantasien der Überwachung und Unterdrückung von Dissens widerspiegeln. Schers Installation Danger Dirty Data, Tell Your Story (2025) ist eine Neufassung ihrer gleichnamigen Arbeit von 1991, in dem umgenutzte Überwachungskameras die Aufmerksamkeit des Publikum auf sich ziehen – hier am Eingang zur Ausstellung. Während die Kameras die Besucher*innen filmen, fordert eine Videoüberwachungsanlage sie zur Interaktion auf: Sie können per Tastatur ihr Bild um ein eigenes Datennarrativ ergänzen. In einem Spiel aus Spiegeln, Kameras und dem Schild „Danger Dirty Data“ an der Wand finden sich die Betrachtenden mit der Unausweichlichkeit konfrontiert, sich der verführerischen Position von Beobachter*innen und zugleich Beobachteten zu entziehen. 

In Auftrag gegeben vom Haus der Kulturen der Welt (HKW), produziert von Julia Scher und Esther Schipper in Zusammenarbeit mit dem HKW, 2025  

Werk in der Ausstellung: Danger Dirty Data, Tell Your Story (2025), Mixed-Media- Installation. Courtesy Julia Scher und Esther Schipper, Berlin/ Paris/Seoul