Grace Dorothée Tong

Grace Dorothée Tong und The Marking Unit, LET THE WORK SPEAK FOR ITSELF (2024). Courtesy die Künstler*innen
Grace Dorothée Tong betrachtet Textilien als Medium zur Konstruktion und Dekonstruktion kollektiver Identität. Verschiedene Webtechniken mit Materialien wie Seilen, Farbstoffen, Stoffen, Stickereien und Motiven verschmelzen in kollaborativ angefertigten Textilien: Tong kooperiert mit lokalen Communitys in den zehn Regionen ihrer Heimat Kamerun, um verschiedene Stickereitraditionen zusammenzuführen. Ebenso wichtig sind dabei mündliche Kulturen, die während des kreativen Prozesses zum Ausdruck kommen, beispielsweise wenn die Gruppe die postkoloniale Geschichte Kameruns diskutiert. Angesichts der Spaltung des Landes – eine verheerende Folge der Kolonialisierung durch Deutschland und der Aufteilung zwischen Frankreich und Großbritannien nach dem Ersten Weltkrieg – mündet die kollektive Herstellung dieser Textilien symbolisch in eine Auseinandersetzung mit den vererbten kolonialen Brüchen und wird zu einem Instrument der Dekolonisierung. Bei Global Fascisms vereint eine Auswahl von Tongs Werken textile Ausdrucksformen und Praktiken des Widerstands, die im Kontext der aktuellen Lage im Land und seiner anhaltenden Spaltung stehen. Die Arbeiten fungieren als kreatives und zivilgesellschaftliches Mittel, um den Begriff der Zugehörigkeit mit neuer Bedeutung zu füllen. In Tongs Worten: „Ich bin keine Künstlerin, ich bin Sozialarbeiterin.“
Werke in der Ausstellung: Grace Dorothée Tong und The Marking Unit, LET THE WORK SPEAK FOR ITSELF (2024), Wollfaden auf Samt, 150 × 100 cm; Grace Dorothée Tong und The Marking Unit, Underground (2025), Wollfaden auf Samt, 370 × 143 cm; Grace Dorothée Tong und The Marking Unit, River (2025), Wollfaden auf Samt, 600 × 143 cm. Courtesy Grace Dorothée Tong