Fuyuhiko Takatas künstlerische Sprache ist idiosynkratisch, meist in kurze satirische Videos gefasst, die mühelos vielfältige kulturelle Referenzen vermengen. Queere Bezugspunkte speisen sich aus grundverschiedenen Quellen – von Disney-Figuren, die zu queeren Ikonen geworden sind, bis hin zur erotischen Spannung der Boys’-Love-Medien. Nicht weniger wichtig für seine Arbeit ist eine spielerische, aber selbstbewusste Kritik der Macht, wie sie in Geschlechterverhältnissen oder anderen hegemonialen Strukturen Ausdruck findet, einschließlich der US-amerikanischen Dominanz über Japan. In JAPAN ERECTION (2010) trägt Takata eine Perücke im Stil einer antiken japanischen Frisur und verwandelt sich in die Figur des Susanoo, eines Shintō-Gottes aus dem nationalen Schöpfungsmythos. Die übergroße Erektion zwischen seinen Beinen hat die Form eines grob Japan-förmigen Penis, der sich reizlos und zerstörerisch durch ein improvisiertes Atelier schiebt. Das Video prägte sich dem öffentlichen Bewusstsein Japans erst im Nachgang des vom Tōhoku-Erdbeben ausgelösten Tsunamis von 2011 wirklich ein – ein Jahr nach seiner Entstehung. In der Folgezeit machte die japanische Gesellschaft einen grundlegenden Wandel durch, der einen zunehmenden Nationalismus mit sich brachte und Ideologien männlicher Vormachtstellung erneuerte – ebenso toxisch, gefährlich und kindisch wie schon ihre früheren Versionen. Die Slapstick-Comedy und der Spott in diesem Video gehören zu den stärksten Werkzeugen, die gegen den weltweiten Aufstieg des Faschismus derzeit zur Verfügung stehen: Sie offenbaren gleichzeitig seine Lächerlichkeit, seine Absurdität und seinen Zerstörungshunger.

Werk in der Ausstellung: JAPAN ERECTION (2010), 1-Kanal-Video, Ton, 2' 8"; Requisite für JAPAN ERECTION, Papierton, Draht,Acrylfarbe, 114 × 42 × 12.5 cm. Courtesy Fuyuhiko Takata und WAITINGROOM