Seit 1977 widmet sich der Filmregisseur Franz Lehmkuhl der Dokumentation politischer Realitäten und Widerstände, etwa den Erfahrungen palästinensischer Geflüchteter oder der kurdischen Diaspora. Chilenische Wandmalerei (1977–1980) zeigt das Werk der antifaschistischen Kunstbrigade Pablo Neruda, zu der bekannte chilenische Künstler*innen im Pariser Exil wie José Balmes, Gracia Barrios und Guillermo Núñez gehörten. Der Film begleitet die Gruppe 1977 in Kassel, wo sie ein 60 Meter langes Wandbild als Teil der Internationalen Solidaritätsbewegung am Rande der 6. documenta malte. Als Geste des Widerstands gegen die faschistische Diktatur in Chile (1973–1990) greift das Werk unter anderem Motive der chilenischen Brigade Ramona Parra auf – etwa eine offene Blume als Symbol für die Hoffnung auf Frieden und das ikonische Antikriegssymbol der auf einem Bajonett aufgespießten Taube aus der Fotomontage des deutschen Künstlers John Heartfield, Niemals wieder! (1932). Das Wandgemälde entstand auf Initiative von Aktivist*innen wie Gerald Warnke in Kooperation mit der Jugendbrigade Salvador Allende und Kunststudierenden in Deutschland. Der Film verknüpft Gespräche mit Passant*innen über den Nationalsozialismus in Deutschland und Archivmaterial und verbindet so den historischen Faschismus mit seinen jüngeren Erscheinungsformen. Wie im muralismo beabsichtigt, schafft die Arbeit damit politisches Bewusstsein im öffentlichen Raum.

WERK IN DER AUSSTELLUNG: Chilenische Wandmalerei. Ein Film von Franz Lehmkuhl (1977–1980), 1-Kanal-Video, Farbe, Magnetstreifen (Original), 30‘. Courtesy Franz Lehmkuhl