Eli Cortiñas

Eli Cortiñas, still from Surrender, Dorothy! (2025). © VG Bild-Kunst, Bonn 2025. Courtesy Eli Cortiñas, Wouters, Belgien, House of Chappaz, Barcelona
Eli Cortiñas geht in ihren Videoarbeiten und Installationen systematischer Überwachung und holzschnittartiger Repräsentation anhand von gefundenem Bildmaterial auf den Grund. Gegenstand ihrer Kritik sind eindimensionale mediale Darstellungen und kommerzielle Plattformfilter, die eine „neue, verbesserte Haut“ zum Vorschein bringen. Um demgegenüber ein Netzwerk fluider, hybrider Körper und Wesen zu kreieren, mischt sie Material aus Filmen, Videos und sozialen Medien mit eigenem, Snapchat-gefiltertem Content sowie KI-erzeugten Stockfotos. Von Michel Nievas Konzept des Science-Fiction-Kapitalismus geprägt, analysiert Cortiñas, wie gegenwärtige Technologien durch Automatisierung, Überwachung und biometrische Aufzeichnung Körper und Verhalten kontrollieren. Userfreundliche Oberflächen verschleiern die Erosion von Handlungsfähigkeit und umgehen jedwede Zustimmung – eine Atmosphäre, die mit aufkommenden Faschismen und der Praxis autokratischer Regierungen Hand in Hand geht. Surrender, Dorothy! (2025) präsentiert eine collagenartige audiovisuelle Erzählung, die in einer 2-Kanal Videoinstallation physische Elemente wie Tapeten und Metallobjekte mit digitalen Komponenten verknüpft. Die Arbeit zeigt die Kontinuität psychologischer Kontrolle vom häuslichen bis hin zu den Bedrohungen des öffentlichen Raums. Schlüssel fungieren dabei als Symbole für Widerstand, Verlust und die Hoffnung auf Rückkehr. Der Titel bezieht sich auf den Film The Wizard of Oz (1939), für den die Schauspielerin Judy Garland auf Kind getrimmt wurde, um einem weiblichen Ideal zu entsprechen. Kapitulation (engl. surrender) wird zu einem Akt des Ungehorsams, zu einer Weigerung, sich der beruhigenden Gewalt der techno-faschistischen Ästhetik und ihrem Versprechen von Sicherheit durch Kontrolle zu fügen. Die Arbeit untersucht, wie Technologien, digitale Akteur*innen und sprachgesteuerte Systeme zunehmend feminisiert und als unterwürfig und brav inszeniert werden. Die Linie zwischen vergangenen und gegenwärtigen Formen vergeschlechtlichter Kontrolle wird hier sichtbar.
WERK IN DER AUSSTELLUNG: Surrender, Dorothy! (2025), 2-Kanal-Videoinstallation, Tapete, Metallrohre, Aluminiumplatten, Maße variabel, Ton, Farbe, 8'. Courtesy Eli Cortiñas, Wouters, Belgien, House of Chappaz, Barcelona