Anna Maria Maiolino

Anna Maria Maiolino, É o que sobra (What is Left Over), aus der Serie Fotopoemação (Photopoemaction, 1974, gedruckt 2009). Courtesy Anna Maria Maiolino und Hauser & Wirth
Anna Maria Maiolinos Leben und Werk sind von Migration und Widerstand geprägt. 1954 floh sie mit ihren Eltern aus Italien. Sie ließen ein Land hinter sich, das vom Faschismus und den Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs zerrüttet war. Die Familie ließ sich zunächst in Venezuela nieder, bevor sie 1960 nach Rio de Janeiro zog. Hier begann Maiolino als Künstlerin zu arbeiten, konfrontiert mit der Militärdiktatur, die Brasilien von 1964 bis 1985 im Griff hatte. Sie war Teil brasilianischer zeitgenössischer Kunstbewegungen wie der Nova Figuração (Neue Figürlichkeit), die eine poetische Sprache fanden, um die Militärzensur zu umgehen, und so dem Widerstand neue Ausdrucksmöglichkeiten boten. Dieses Engagement ist greifbar in Werken wie O Herói (1966), einem ironischen Gemälde, das die männliche militärische Autorität infrage stellt, oder auch in ihrer Serie Fotopoemação (1970–), in der ihr Körper als Allegorie für den Gesellschaftskörper dient. In der Fotografie É o que Sobra (Was übrig bleibt, 1974), die in Global Fascisms zu sehen ist, scheint die Künstlerin ihre Nase und ihre Zunge abzuschneiden – ein Akt, der die Gewalt gegen den weiblichen Körper widerspiegelt und zugleich das Problem der (Selbst-)Zensur thematisiert, die sich über Generationen hinweg auf das demokratische Leben auswirkt, während sich weltweit der Autoritarismus ausbreitet.
WERK IN DER AUSSTELLUNG: É o que sobra (What is Left Over), aus der Serie Fotopoemação (Photopoemaction, 1974, gedruckt 2009), Schwarz-Weiß-Digitaldruck, 58,8 × 148 cm (gerahmt 61 × 151,8 × 5,2 cm). Courtesy Anna Maria Maiolino und Hauser & Wirth