Jeglicher Versuch, Nigerias pulsierende Megastadt Lagos zu beschreiben, scheint vergeblich. Es gibt zwar viele recht unterhaltsame Beschreibungen, doch letztlich scheitern sie alle. Lagos ist eine jener Städte, deren authentische Version jeden Ansatz einer Repräsentation übertrumpft. Teju Cole: „Und dennoch. Dieser Ort übt eine elementare Anziehungskraft auf mich aus. Seine Faszinationskraft ist unendlich. Die Leute reden ununterbrochen, angetrieben von einem Realitätsempfinden, das mir fremd ist. Sie haben wunderbare Lösungen für unangenehme Probleme parat; ich erkenne darin eine Vornehmheit des Geistes, wie sie selten ist auf diesem Planeten.“ Andrew Esiebo dokumentiert sowohl die „Faszinationen“ als auch die „Probleme“ seiner Geburtsstadt, seit er künstlerisch tätig ist. Einem vornehmlich dokumentarischen Ansatz folgend, blickt er wie mit der Lupe auf die rasante Urbanisierung und das kulturelle Vermächtnis, auf Geschlecht und Sexualität sowie Religion und Spiritualität. Bei Global Fascisms wendet er seine Aufmerksamkeit dem Aufstieg der Mega-Kirchen zu – jenen Infrastrukturen des evangelikalen Christentums, die sich mit hemmungsloser Hingabe in der Stadt ausbreiten. Seine Fotografien bezeugen eine gängige, wenn auch parallele, Lebenswirklichkeit in Nigerias größter Metropole. Transnationale Akteur*innen des evangelikalen Christentums nutzen Mega-Kirchen, wie die von Esiebo dokumentierten, um im Namen konservativer bis rechtsextremer christlicher Werte eine queerfeindliche Agenda zu schüren.

WERKE IN DER AUSSTELLUNG: Expression of Faith: Pentecostalism’s Energy and Resilience Across Borders (2006–2017), Fotoserie, Maße variabel; Eat, Pray, Live: Lagos’s Spiritual Megalopolis (2006–2017), Fotoserie, Maße variabel. Courtesy Andrew Esiebo