There is solidarity in recognizing our alienation from happiness, even if we do not inhabit the same place (as we do not). There can even be joy in killing joy. And kill joy, we must and we do.

—Sara Ahmed, The Promise of Happiness, 2010

Xine Yaos Keynote beginnt mit der Karte „Die Königin der Schwerter“ aus dem Rider-Waite-Tarot, die sie aus der Perspektive von Sara Ahmeds Konzept der feministischen Spaßverderber*in betrachtet. Im Geiste der Entfremdung fasst Yao den der Königin der Schwerter zugeschriebenen Sadismus als kritische Negativität, die es anzunehmen gilt: den entfremdeten Ausgangspunkt für das Nachdenken über die Beziehungen zwischen politischer Solidarität, Lesepraktiken und Zitierpolitik in Zeiten erstarkender globaler Faschismen.

In seinem jüngsten Werk Spätfaschismus. Rassismus, Kapitalismus und autoritäre Krisenpolitik plädiert Alberto Toscano dafür, Faschismus als einen Prozess zu verstehen und weniger als ein kohärentes politisches Regime, das an bestimmte Zeiten und Geografien gebunden ist. Neben den einschlägigen europäischen philosophischen Werken bringt Toscano Schwarze Denker*innen als Theoretiker*innen des Faschismus ins Spiel. In diesem Vortrag untersucht Yao die weit zurückreichenden Geschichten hinter den spezifisch nordamerikanischen intellektuellen Traditionen, in denen Objekte zu bedeutungsvollen Bildern innerhalb der kulturellen Vorstellungskraft werden. Wassermelonen und gauze (dt. Mullbinde oder Gaze) sind die beiden zentralen Symbole in diesem Vortrag, der sich auf die nordamerikanische Literatur des 19. Jahrhunderts stützt, um Fragen der Verletzung und Heilung über verschiedene Differenzen hinweg zu diskutieren. Die Wassermelone, einst ein Symbol für die Unabhängigkeit der Schwarzen, bevor sie zu einer rassistischen Trope wurde, wird unter Rückgriff auf die Schriften von Charles Chesnutt und August Wilson gegen ihre Verunglimpfung neu interpretiert. Ferner greift Yao auch auf gauze als Symbol für Heilung und Verschönerung in der Poesie von Emily Dickinson und Walt Whitman zurück und verbindet dies mit W.E.B. Du Bois’ Theorie zur Schwarzen Erfahrung. Der Vortrag untersucht die Gemeinsamkeiten von gauze und Wassermelone als Bilder von Solidarität und fragt, was es bedeutet, wenn nicht-Schwarze Denker*innen Schwarze Theorie zitieren. Anhand von Populärkultur, Poesie und Philosophie reflektiert Yao über das Orthogonale, Appositionelle, Gleichzeitige und Schräge als Methoden, um die Verschiebungen zwischen Blicken, Schleiern und gauze zu betrachten.