Zur Finissage seiner Ausstellung Übungen zur Verwandlung präsentiert Sergio Zevallos eine Performance in Zusammenarbeit mit der Künstlerin Luisa Ungar. Das Publikum ist eingeladen, sich in einem performativen Akt mit der Architektur des HKW und der politischen Geschichte seines Standortes auseinanderzusetzen. In the Belly of Democracy: Large Divided Oval nähert sich dem Gebäude wie einem Körper, der durch das Erbe des Kalten Krieges und die Symbolik von Freiheit und Demokratie geprägt ist.

Angelegt als ein Parkour durch das Gebäude regt die Performance mit einer Reihe von Übungen dazu an, die aktuelle Situation zu reflektieren und Gedanken über gescheiterte Demokratien, Redefreiheit und Widerstand gegen Zensur mit der Geschichte Lateinamerikas zu verbinden, von wo beide Künstler*innen migriert sind. Dabei wird auch die Skulptur Large Divided Oval: Butterfly (1987) von Henry Moore einbezogen, die sich im Violeta Parra Spiegelteich vor dem HKW befindet und wie viele von Moores öffentlichen Werken der Nachkriegszeit als allegorisches Symbol westlicher Demokratie gilt. Dadurch stößt die Performance verschiedene Dialoge an und konfrontiert die Semiotik politischer Werte in ihrer historischen und aktuellen Ausprägung.

Was erzählt die Skulptur über die gelebten Erfahrungen, die aus dieser Idee von Demokratie entstehen? Der Schmetterling – in vielen Kulturen ein Symbol der Verwandlung und im Laufe seines Lebenszyklus in Metamorphosen befindlich – bleibt in Moores Bronze unbeweglich, wie ein Ideal, das der Möglichkeit zur Bewegung beraubt ist und sich nicht entfalten kann. Ungar und Zevallos verweisen mit In the Belly of Democracy: Large Divided Oval auf diese Statik und versuchen, das Gebäude zum Leben zu erwecken. Dabei geben sie eine Warnung aus: Es ist dunkel im Bauch der Demokratie. Nur wenn sie ihren Mund öffnet, um sich etwas einzuverleiben, dringt neues Licht ein.