Die letzte Session der Reihe Pump, Create, Elevate: Ballroom’s International Alliances lädt zu einem gemeinsamen Raum für Austausch und Wissensvermittlung über den europäischen Kontext von Ballroom hinaus ein und fördert diesen. Im Rahmen einer multimedialen Performance Lecture teilen Akteur*innen aus Tunesien, Mexiko und Kolumbien ihre lokalen Erfahrungen anhand von speziell für diesen Anlass erstellten Videobeiträgen, darunter Interviews und Archivmaterial aus den jeweiligen Communitys. Anschließend findet eine Podiumsdiskussion zwischen Mitgliedern aus den drei verschiedenen Kontexten statt, an der sich auch Mitwirkende aus ihren jeweiligen Standorten online beteiligen. Die Veranstaltung konzentriert sich insgesamt auf ortsspezifische Bedürfnisse, historische und aktuelle Besonderheiten sowie kulturelle und kreative Bezugsrahmen und thematisiert gleichzeitig die aktuellen Herausforderungen, denen die Communitys gegenüberstehen, und die Träume, die sie verwirklichen möchten. 

Die gemeinsam von HKW und House of St. Laurent konzipierte Reihe Pump, Create, Elevate zielt darauf ab, die globale Mehrheit innerhalb der internationalen Ballroom-Community in den Mittelpunkt zu rücken und das Bewusstsein für die Lebensrealitäten jenseits des sogenannten Globalen Nordens zu schärfen. Die Veranstaltung Ballroom’s International Alliances bildet einen Ausgangspunkt für diese Ambitionen und begrüßt Ideen und Beiträge dazu, wie der internationale Austausch und die Unterstützung der Community in Zukunft wachsen und sich ausweiten können. 

Vor und nach den Präsentationen und Diskussionen des Abends steht ein Aufenthaltsbereich zur Verfügung, in dem man sich entspannen, austauschen, bewegen und sich von den verschiedenen audiovisuellen, akustischen und gedruckten Materialien zum Thema Ballroom inspirieren lassen kann.  

2025 wird die Reihe Pump, Create, Elevate mit weiteren öffentlichen Veranstaltungen fortgesetzt, die sich an die Ballroom Community und alle an ihr Interessierten richten. Sie wird von House of St. Laurent veranstaltet und ist Teil des fortlaufenden Programms Politics of Rhythm, mit dem das HKW tänzerische und musikalische Praktiken fördert, um gemeinschaftliches Wissen weiterzuentwickeln und zu erhalten. Pump, Create, Elevate schafft einen Begegnungsraum, der sich von der Dynamik der eigentlichen Ball-Veranstaltungen abhebt und heißt alle willkommen, die ihr Wissen, ihre Fähigkeiten oder ihr Netzwerk erweitern möchten. Da die Ballroom-Kultur von Transfrauen afrikanischer, mittel- und südamerikanischer sowie karibischer Herkunft ins Leben gerufen wurde und nach wie vor Leben und Resilienz von rassifizierten und sexuell diversen (oder queeren) Menschen in den Mittelpunkt stellt, ist ihre Teilnahme besonders erwünscht. 

Jede Session wird von unterschiedlichen Gäst*innen geleitet und konzentriert sich auf jeweils eine unterschiedliche Facette der Ballroom-Kultur – etwa die Vorbereitung und Vertiefung verschiedener Kategorien, Basiswissen und Praxis von auf Sinnlichkeit fokussierten Kategorien oder der Austausch über das weltweite Ballroom-Netzwerk und seine jeweiligen lokalen Besonderheiten. 

Ergänzend wird eine Bibliothek mit weiterführenden Publikationen zur Ballroom-Kultur, ihrer Geschichte und ihrem Wissen bereitgestellt. Zudem stellt das HKW den Mitgliedern des International Resilient House of Makaveli und lokalen, von Litchi Saint Laurent zusammengeführten Praktiker*innen des New Way auch regelmäßig nutzbare Proberäume zur Verfügung.

In der auf Selbstbestimmung ausgerichteten Ballroom-Kultur ist die Kunst der (Selbst-) Darstellung seit jeher ein Katalysator für Empowerment. Die Ballroom-Community nutzt Mode als Mittel des Ausdrucks und der Bestätigung des Selbst und kann in dieser Hinsicht auf eine lange Geschichte voller Kreativität, Stil und Präzision zurückblicken. Auf diese Weise eignet sich die Kunst des Ballrooms Räume an, fordert Anerkennung ein und fühlt sich den Ideen Schönheit und Handlungsfähigkeit verpflichtet. 

Von ihren Anfängen auf den Drag Balls in den 1920er Jahren in Harlem bis zur Konsolidierung von Vogue als expressiver Bewegungspraxis hat die Ballroom-Kultur die Naturalisierung von Sexualität und geschlechtsbinären Performativitäten erschüttert und die vielfältigen und miteinander verflochtenen rassistischen und ökonomischen Ausschlüsse exponiert. Durch spielerische Untersuchung, Dekonstruktion und die Umwandlung von Performativitäten in Werkzeuge für diejenigen, die Cis-Heteronormativität problematisieren und ihre segregierenden Mechanismen zu überwinden suchen, haben solche Praktiken sich beständig weiterentwickelt und den Rahmen des passing überschritten. Dazu zählen beispielsweise die Betonung der Nichtbinarität in Bezug auf Gender, die Konsolidierung eines körperlichen Ausdrucksvokabulars und eine Sprache, die die Beschreibung von weniger reglementierten und pluraleren Existenzformen und Identitäten ermöglicht. Im heutigen soziokulturellen Klima, in dem rechtsextreme und faschistische Politiker*innen die Existenz sexuell diverser Menschen stark einschränken und auszulöschen versuchen, sind sichere Räume, Solidarität und Unterstützung von entscheidender Bedeutung, um auch weiterhin eine Pluralität nicht-patriarchaler, Gender-euphorischer und gleichberechtigter Zukünfte weiterzuentwickeln. 

In diesem Umfeld und in jeglicher Verbindung mit dem HKW gibt es keinen Raum und keine Toleranz für Hassreden oder Hassaktionen jeglicher Art.

Co-Produktion, Co-Kuration: Georgina Philp und Litchi Ly Friedrich