Als einer der wenigen kambodschanischen Austauschstudierenden in der DDR, die nicht Maschinenbau, sondern Kunst und Gestaltung studierten, kam Songhak Ky 1972 an die Fakultät für Metall- und Emaillearbeiten an der Hochschule für industrielle Formgestaltung Burg Giebichenstein in Halle an der Saale. 1981 schloss er sich dem Verband Bildender Künstler der DDR an und nahm an diversen staatlich finanzierten Gruppenausstellungen teil, etwa in der Staatlichen Galerie Moritzburg, im Zentrum für Bildende Kunst Neubrandenburg und im Zentrum für Bildende Künstler Dresden. 1987 floh er zu seiner Frau und Tochter, nach Westdeutschland, die noch heute einige seiner Werke besitzen. Kys Generation versuchte, die figurative Kultur mit ihren Wurzeln im südostasiatischen und insbesondere kambodschanischen Kunsthandwerk mit dem ,europäischen/westlichen‘ Konstruktivismus des Bauhauses zu verbinden – der damals von der Hochschule in Burg Giebichenstein verfolgten Gestaltungsmaxime. Kys spätere Werke gegen oder nach dem Ende der DDR nutzen seltener Farbe und Emaille, wenden sich stattdessen der rohen Textur des Metalls, einer größeren Fluidität und menschlicheren Größenordnung zu. Darüber hinaus fertigte der Künstler auch kleinere, heute weniger bekannte Stücke an, die seine Vorstellungen als Produktdesigner widerspiegeln, beispielsweise einen Wasserkocher, einen Kerzenhalter und Schmuck.

Begegnung (1995) schuf Ky für die Reihe Kreuzung, die die Begegnung zwischen Ost und West in einer Skulpturensprache zu fassen sucht. Quasi-abstrakte Körper verbinden sich und fallen ineinander, im scharfen Kontrast zum oft starren und architektonischen Charakter des Metalls. Wie viele Kambodschaner*innen, die während des Khmer-Regimes (1975–1979) im Ausland blieben und nie zurückkehrten, überlebten seine Werke – wenn auch korrodiert – den politischen Umbruch in Deutschland sowie den Völkermord und die Zerstörung der sogenannten bourgeoisen Kunst in Kambodscha. Kys Werk ist dem Kanon der zeitgenössischen kambodschanischen Kunst weitgehend unbekannt, möglicherweise wegen der komplizierten Beziehung des Landes zu seiner kommunistischen Vergangenheit und der Tatsache, dass Ky selbst bis zu seinem Lebensende in Deutschland blieb.

Werk in der AusstellungBegegnung (1995), korrodierte Metallskulptur, 165 × 90 × 90 cm. Courtesy Familie Ky