Der Grafiker Santos Chávez ging 1977 aus dem diktatorisch regierten Chile ins Exil. Nach Aufenthalten in Venezuela, Spanien, Schweden, Ost- und Westdeutschland ließ er sich 1981 in Ostberlin nieder, wo er bis 1994 lebte. Chávez trat dem Verband Bildender Künstler der DDR bei und wirkte als Künstler und Buchillustrator in der lokalen Kunst- und Literaturszene. Geboren und aufgewachsen im chilenischen Mapuche-Territorium, prägten seine Erfahrungen in der Landwirtschaft und Schafzucht seine Poetik der Gravur als Bekenntnis zur Kultur der Mapuche. 1958 begann Chávez ein Abendstudium an der Sociedad de Bellas Artes in Concepción, wo er von der Ästhetik des mexikanischen Muralismus beeinflusst wurde. In den 1960er Jahren rückte in Chile die Gravur in den Vordergrund, und 1960 setzte Chávez sein Studium in der Gravurwerkstatt Taller 99 in Santiago fort. Die Mapuche pflegen eine enge Beziehung zu Land und Wald, was ihn zum Holz als Material und damit zum Holzschnitt brachte. 1972 dehnte er seine Praxis auf den öffentlichen Raum aus. Ein herausragendes Beispiel ist sein großes Wandbild mit Holzschnitzereien für das UNCTAD-III-Gebäude in Santiago, ein symbolträchtiges Bauwerk aus der Zeit von Salvador Allendes sozialistischer Regierung, die Kunst als Mittel der Demokratisierung in den öffentlichen Raum integrierte.

Chávez’ Arbeiten sind tief von der Mapuche-Kosmovision geprägt, in der der Mensch, die Elemente und der Kosmos eine Einheit bilden und in der Land, Wetter, menschliches und nicht-menschliches Leben als gleichberechtigt angesehen werden. In der DDR knüpfte Chávez an diese ästhetische Sprache an, als er beispielsweise ein 14 Meter langes Wandbild mit Motiven aus dem Leben der Mapuche für einen Kindergarten in Salzwedel malte oder anlässlich der Intergrafik-Triennale mehrere Werke mit Elementen aus der Landschaft in der Umgebung und des Alltagslebens anreicherte.

Werke in der AusstellungTierra del Sur (1985), Reproduktion eines Holzschnittes, 65 x 75 cm; Astro creador de mi pueblo (1968), Reproduktion eines Holzschnittes, 45 × 50 cm; Homenaje a S. Nattino/Niña con flores (1985), Reproduktion eines Holzschnittes, 45 × 67 cm; Mi amada viene del mar (1994), Reproduktion eines Holzschnittes, 90 × 69 cm; Pastor dormido (1984), Reproduktion eines Holzschnittes, 35 × 27 cm; Viento del mar (1981), Reproduktion eines Holzschnittes, 50 × 40 cm; Reproduktion einer Illustration von Seite 49 aus dem Buch Ein Känguruh in Bernau von Roberto Ampuero (1984), 25 × 30 cm; Una canción para América Latina (1978), Reproduktion eines Holzschnittes, 65 × 78 cm. © Santos Segundo Chávez Alister, Chile, © Fundación Cultural Santos y Eva Chávez, Chile, 2024. Alle Werke Courtesy Fundación Santos Chávez, sofern nicht anders angegeben