Im Rahmen ihres Langzeitprojekts Where is my karaoke? luden Sarnt Utamachote und Phuong Phan Migrant*innen, die in der DDR gelebt, studiert und gearbeitet hatten, und ihre Familien ein, ihre privaten Archive und Geschichten in einem Workshop mit dem Titel How did we meet? zu teilen. Im sechsten Cluster sind Objekte zu sehen, die die Teilnehmenden mitbrachten, Geschichten zu hören, die sie erzählten und die persönlichen Sammlungen der Gastgeber*innen des Ateliers zu entdecken: Gegenstände aus dem staatssozialistischen Alltag, essenzielle Elemente, die mit Kultur(en) und zeremoniellen oder kulinarischen Erinnerungen oder auch mit Freizeitgestaltungen zu tun haben. Denn in diesen alltäglichen Praktiken bildeten, errichteten und bewahrten sie ihre inneren Welten in der Gemeinschaft.

Marina Kem, Lisa Kanhsa, Sonny Thet, Dresdner Brüder Band und Modestudent in the DDR (Pseudonym) vermitteln das migrantische Leben in der DDR in seiner Vielheit in den hier und da geschaffenen Räumen oder Nebenpfaden des Staatssozialismus. Manche fanden Wege, die sozialen und kulturellen Grenzen des Systems (und tendenziell auch seine diskriminierende Praxis) zu umschiffen, indem sie Objekte schmuggelten; andere machten Musik, zeichneten oder kochten. Unter den ausgewählten Exponaten finden sich Jeans, die heimlich aus Thailand – eine Nation unter westlichem Einfluss – ins Land gebracht wurden. Derartige Dinge waren in Ostdeutschland verboten, doch immens wertvoll. Die Transportkisten einer vietnamesischen ,Vertragsarbeiterfamilie‘, die in der Regel an den Flughäfen streng kontrolliert wurde, stehen für die Passage zwischen den beiden Kontinenten, auf der viele unterwegs waren. Die künstlichen roten Früchte symbolisieren diverse Zutaten, die den Migrant*innen in der DDR fehlten: Chili, Knoblauch oder andere Gewürze und ähnliches, was Kolleg*innen aus der Botschaft gelegentlich organisierten oder was auf informellen Märkten erhältlich war. Manche Früchte dienten nicht nur dem Verzehr, sondern hatten in der Verehrung der Vorfahren religiöse Bedeutung. Neben den ausgestellten Objekten vermitteln Songs und Interviews, wie die Musik ihren Weg über die Grenzen fand: Wir begleiten eine Komposition aus Kambodscha bis in ein ostdeutsches Aufnahmestudio, reisen mit einer Erinnerung von Thailand nach Laos, erleben die Adaptation eines amerikanischen Klassikers durch eine Band aus Dresden.

Objekte, Stimmen und Klänge präsentieren sich hier als Texturen im Alltagsleben der Menschen, die in die DDR migrierten. Diese privaten Sammlungen von Gegenständen und Geschichten wurden über Jahrzehnte aufbewahrt und werden heute geteilt. Sie sind, unabhängig davon wie bescheiden oder gewöhnlich sie daherkommen mögen, Zeugnisse für das Potenzial des Weltenmachens in seinen vielfältigen Facetten. Sie im Kontext der Echos der Bruderländer zusammenzuführen steht für den Versuch der Verortung dieser Historien in einem größeren Netzwerk der Verwandtschaft, Sprachen und Klänge.