Als Ausdruck der Solidarität nahm die Deutsche Demokratische Republik rund 2000 Menschen aus Chile auf, die infolge des Militärputsches vom 11. September 1973 ins politische Exil geflüchtet waren. Zu ihnen gehörte der Künstler César Olhagaray, der von 1970 bis zu seiner Flucht Mitglied von Chiles legendärer Brigade Ramona Parravon war. Das 1968 gegründete Kollektiv war für seine farbenprächtigen, im volkstümlichen Stil gehaltenen Wandmalereien in den Straßen Chiles bekannt, die das Programm des sozialistischen Präsidenten Salvador Allende (1970–1973) unterstützten. 1974 zog Olhagaray nach Dresden, wo er an der Hochschule für Bildende Künste studierte. Seitdem verwirklichte er mehr als achtzig Wandgemälde – eines davon 1983 in Maputo, Mosambik, im Rahmen eines Kulturaustauschs der DDR–‚Bruderländer‘. Zur Erinnerung an Mosambiks Unabhängigkeit von Portugal 1975 schuf er das Wandgemälde Ohne Titel (Allegorie der Unabhängigkeit von Moçambique) für das Nationale Festival der Mosambikanischen Jugend, das – 1977 als kulturelle Plattform der postkolonialen Begegnung gegründet – die Präsenz von Kunst im öffentlichen Raum feierte. Das Wandgemälde enthält Motive weiblicher Gitarren-Körper, die als Mütter vereint die Unabhängigkeit der Nation begrüßen. Ein weiteres von Olhagarays Wandgemälden, Solidarität (1986), das in einem Ostberliner Jugendclub gemalt wurde, erinnert an die Kämpfe der internationalen Solidaritätsbewegung in der DDR gegen Faschismus, Apartheid und Krieg. Keines der Werke hat die Zeit überlebt. Daher bildet Olhagaray auf der Grundlage von Abbildungen und seinen Erinnerungen die beiden Wandgemälde am HKW nach und reaktiviert ihre bildlichen Erzählungen – nicht nur, um Freude zu wecken, sondern auch um auf aktuelle politische Kämpfe aufmerksam zu machen.

Produziert von César Olhagaray und Haus der Kulturen der Welt (HKW), 2023–2024

Werke in der AusstellungSolidarität (1986/2024), Wandgemälde, Mixed Media auf Leinwand, Reproduktion 3,1 × 9,4 m.; Ohne Titel (Allegorie der Unabhängigkeit von Moçambique) (1983/2024), Wandgemälde, 3 Reproduktionen, je 2,37 × 5,73 m (Mrinalini Mukherjee Halle). Courtesy VG Bild-Kunst, Bonn 2024, und César Olhagaray