Zoia Lebedeva hat eine einzigartige Technik entwickelt, Schmuckteppiche aus Pflanzen und Gräsern zu weben – von ihr als Flortextil bezeichnet. Diese organischen Werke sind fragil und vergänglich. Sie widersetzen sich der herkömmlichen Logik von Kunstwerken und schlagen eine Brücke zwischen zeitgenössischer Kunst, Alltagskultur und den heiligen Ritualen der Ahn*innen. Lebedeva wurde in einem Dorf in Udmurtien geboren, wo sie auch ihre textilhandwerkliche Ausbildung erhielt. Seit den 1990er Jahren kreiert sie ihre floralen Gewebe aus verschiedenen Pflanzenarten wie Wermut, Minze, Honigklee, Oregano, Schafgarbe, Fingerkraut, Goldrute und anderen Kräutern. Pflanzen sind in den Augen der Künstlerin heilige Wesen, für die sie spezielle Riten und Rituale des Webens konzipiert. Die Idee, Textilien als Sprache und Text zu begreifen, fasziniert sie seit jeher. So immatrikulierte sie sich im Alter von 63 Jahren an der Universität Tartu zum Studium slawischer Philologie. Für die Ausstellung webte die Künstlerin sechs Kräuterteppiche, deren Haptik und Geruch mit der modernistischen Innenarchitektur des HKW-Gebäudes in Dialog treten.

Werk in der Ausstellungтрава-foreva (Kräuter für immer) / восемь точек зрения (Acht Blickwinkel) (2023), sechs aus Kräutern gewobene Teppiche, je 50 × 450 cm. Courtesy Zoia Lebedeva