Als einer der einflussreichsten Autorenfilmer in der Filmgeschichte des 20. Jahrhunderts hat der armenische Regisseur und Drehbuchautor Sergei Parajanov eine unnachahmliche ästhetische Sprache und eine unverkennbare Bildsprache geschaffen. Meisterwerke wie Schatten vergessener Ahnen (1965) und Die Farbe des Granatapfels (1969) haben seiner Arbeit – zwischen Georgien, der Ukraine und Armenien angesiedelt – weltweites Renommée und hymnische Rezensionen eingebracht. Als Freund vieler Dissident*innen und expliziter Kriker*innen der sowjetischen Eliten stand Parajanov auf dem Index, seine Filme wurden zensiert, drei Mal wurde er auf Basis falscher Anschuldigungen inhaftiert. Auch aufgrund seiner Sexualität wurde er verfolgt, was ihn nicht davon abhielt, eine überschwängliche Sinnlichkeit zum Ausdruck zu bringen. So schuf der Regisseur einen mythisch-poetischen Stil voll queeren Zartgefühls – seiner Zeit weit voraus. Seine Spielfilme sind stilistische Utopien mit der Gabe, die Zushauer*innen in einen traumähnlichen Zustand zu versetzen, weit weg von den restriktiven Konventionen des Sozialistischen Realismus. Dank des Dokumentarfilmers Daniel Bird und des Nationalen Filmzentrums Armeniens wurden 2019 auf dem International Film Festival Rotterdam die nie zuvor gezeigten Outtakes des Films Die Farbe des Granatapfels präsentiert. Die Outtakes und Kameratests wurden von Fixafilm (Warschau) im Rahmen des Hamo Bek Nazarov Project gescannt und restauriert. Über hundert Dosen mit Outtakes wurden dank der Mitarbeiter*innen des Armenfilm-Studios gerettet, obwohl die sowjetischen Behörden die Vernichtung des gesamten Materials, das nicht für die finale Schnittfassung verwendet wurde, angeordnet hatten.

Werk in der Ausstellung: Outtakes und Kameratests des Films Die Farbe des Granatapfels – Sayat Nova (1969), Farbvideo. Courtesy Nationales Filmzentrum Armeniens und Daniel Bird. Gescannt und restauriert von Fixafilm (Warschau) im Rahmen des Hamo Bek Nazarov Project für die Installation Temple of Cinema #1: Sayat Nova Outtakes, präsentiert als Teil von Art Directions, International Film Festival Rotterdam (2019)