Inspiriert von der weit zurückreichenden nomadischen Vergangenheit der Tartar*innen verwendet Nazilya Nagimova Filz als primäres Medium, um Fragen nach Erinnerung und Identität zu erkunden. Schon als Kind war die Künstlerin von der archaischen Einfachheit des Filzens fasziniert, als sie von ihren Großeltern die traditionellen Techniken erlernte. In Installationen, Teppichen, Gemälden und Videoarbeiten verwebt Nagimova auf der Suche nach Spuren tradierter Weisheit Familienüberlieferungen mit Bildern aus der fernen Vergangenheit. Die Reihe Metamorphosis ist von einer Erfahrung inspiriert, die die Künstlerin in ihrem Heimatdorf in Tatarstan machte. Einem Familienbrauch folgend, dem örtlichen Friedhof vor der Abreise den Respekt zu erweisen, besuchte Nagimova mit ihrer Tante Minlejihan die dortigen Grabstätten. Als die ältere Frau, in warme Wollkleidung und ein weißes Kopftuch gehüllt, ein muslimisches Gebet sprach, sah sie sich von Kopf bis Fuß von Schmetterlingen bedeckt. Später erklärte sie ihrer Nichte, dies seien die Seelen der Verstorbenen gewesen. Aus eigener Anschauung dieser Begebenheit heraus begriff die Künstlerin das Beten als eine multidimensionale Praxis aus Erkenntnis, Gefühl und Verstehen, in der Zeit, Menschen, Ereignisse und Liebe in einer alternativen Dimension existieren und zusammenfinden – wenn auch nur für einen Moment.

Werke in der Ausstellung
Four heavens (2023), Filz, 91 × 100 cm
Our ways will never cross (2023), Filz, 80 × 84 cm
Two moons (2022), Filz, 82 × 111 cm
Metamorphosis (2023), Filz, 94 × 94 cm
Courtesy Nazilya Nagimova