Seine Faszination für den persischen Text گوي وچوگان، يا حالنامه عارفي (engl. Ausgabe: The Ball and the Polo Stick, or the Book of Ecstasy) aus dem 15. Jahrhundert führt den Filmemacher Furqat Palvan-Zade auf eine Forschungsreise durch die flüchtigen Geografien Zentraleurasiens – eine Reise, die etablierte historische Konzepte ins Wanken bringt. Polo wird üblicherweise mit der europäischen Oberschicht assoziiert, hat seinen Ursprung aber in den nomadischen Räumen Zentraleurasiens. Dem Film dient dieser Sport als Metapher für die kolonialen Geschichten der letzten Jahrhunderte. Palvan-Zade taucht tief in den poetischen Text ein – nicht nur, um eine dekolonisierende Geste zu vollziehen, die die Ursprünge des Polospiels rehabilitiert, sondern auch um Geschichten von den gewaltsamen geopolitischen Machtspielen zu erzählen, die westliche Großmächte in Zentraleurasien ausgefochten haben. Zu dem Kaleidoskop an Geschichten, das sich rund um das persische Manuskript entfaltet, gehören Sufi-Metaphern, imperiale russische Generäle, ein zum Oligarchen gewordener Dieb sowie das Karabach-Pferd, das Nikita Chruschtschow der britischen Königin Elizabeth II. schenkte. Durch die Entfaltung dieser Erzählungen vermittelt Palvan-Zade einen Eindruck von den Besonderheiten und Gemeinsamkeiten, aus denen sich das faszinierende – und manchmal absurde – soziogeografische Mosaik der heutigen Welt zusammensetzt.

Werk in der AusstellungThe Ball and the Polo Stick, or the Book of Ecstasy (2022), 1-Kanal-Video, 23'. Courtesy Furqat Palvan-Zade