The Tongue and Hunger. Stalin’s Silk Road ist eine eindringliche Multimedia-Installation, die von einer tragischen Hungersnot in den frühen 1930er Jahren erzählt, bei der 40 bis 49 Prozent der kasachischen Bevölkerung ums Leben kamen. Die menschengemachte Hungersnot traf verschiedene Gebiete der UdSSR. Sie entsprang dem sowjetischen Kollektivierungsdruck, der Teil des ersten Fünfjahresplans war. Kern der Installation ist ein Film, der von Menlibayevas Großtante Bopish inspiriert ist, die sich gezwungen sah, mit dem sowjetischen Gesellschaftssystem und größten Entbehrungen zurechtzukommen und gleichzeitig das Verschwinden ihrer beiden Kinder ertragen musste. Die Installation kombiniert wissenschaftliche Forschung mit persönlichen Geschichten und zeigt, wie wichtig es ist, das kollektive Gedächtnis zu erhalten und der Widerstandsfähigkeit von Gemeinschaften, die unter historischen Ungerechtigkeiten zu leiden haben, Respekt zu bezeugen. In The Tongue and Hunger. Stalin’s Silk Road begibt sich die Künstlerin auf die Spuren der Vergangenheit und erkundet die Wirtschaftsbeziehungen, die unter autoritären und totalitären geopolitischen Regimen geschmiedet werden. Die Vermächtnisse der Industrialisierung, Modernisierung und des sogenannten Fortschritts, die zu Tragödien wie der Hungersnot beitrugen, sind auch heute noch höchst relevant: Sie prägen Kämpfe gegen koloniale Ideologien und die Suche nach einer besseren Zukunft. Begleitet werden die Videoarbeiten von The Map of Nomadic Reimaginings, einer postdigitalen Textilarbeit, auf der die Schauplätze von zwölf Videoarbeiten Menlibayevas verzeichnet sind, die sich mit dunklen Kapiteln der Moderne befassen: Atomwaffentestgelände, Orte ökologischer Katastrophen und Repressionen der Massen.

Werke in der Ausstellung
The Map of Nomadizing Reimaginings (2023), 220 × 160 cm, postdigitale Textilarbeit
The Book Keepers (2022–23), aus: The Tongue and Hunger. Stalin’s Silk Road (2022–23), Installation, 2-Kanal-Video, 40'. Interviewpartner*innen: Ainash Mustoyapova, Nurlan Dulatbekov, Zauresh Saktaganova und Larisa Kharitonova, Staatliche Universität Qaraghandy
Stalin’s Silk Road (2022–23), aus: The Tongue and Hunger. Stalin’s Silk Road (2022–23), Installation, 3-Kanal-Video, 40' Interviewpartnerin: Leyla Mahabaeva, Darstellerin: Aigerim Akkanat.
Courtesy Almagul Menlibayeva