Durch die seit Jahrzehnten voranschreitende Verbreitung von Sensor- und Schnittstellentechnologien hat die Reflexion über die kognitiven Fähigkeiten und den epistemischen Status der nichtmenschlichen Welt eine neue Grundlage erhalten. Lebende und nicht lebende Systeme (von Viren und Pilzen bis hin zu autonomen Robotern und KI-gesteuerten Chatbots) verfügen über ein hohes Maß an Handlungsfähigkeit und können als artikulierte Einheiten mit eigenen Interpretations- und Ausdrucksfähigkeiten betrachtet werden. Ihre Äußerungen oder ‚Geschichten‘ – beobachtbar als Bewegung, Wachstum oder elektrochemische Aktivität – können als Informationen behandelt werden und drücken sich auf vielfältige Weise aus. Zu welcher Art individueller oder kollektiver Repräsentation sind sie fähig? 

In Interaktionen mit körperlosen Agenten wie zum Beispiel Chatbots tragen menschliche Projektionen oft am meisten zur Sinngenerierung bei (durch den sogenannten ELIZA-Effekt). Umgekehrt lässt sich durch die große Vielfalt an organischen und nichtorganischen Verkörperungen radikal Neues über Formen von Selbstorganisation und Relationalität lernen. Ausdrucksvermögen und kognitive Fähigkeiten lebender und nicht lebender Materie führen vor Augen, wie eine mögliche Neuzusammensetzung von sozialen Beziehungen unter veränderten technologischen Bedingungen aussehen könnte. Die Keynote von Ksenia Fedorova befasst sich mit künstlerischen Ansätzen zum Potenzial des analogen Computings, der Mensch-Maschine-Interaktion und der Einbeziehung nicht-menschlicher Sensorik.