Giving Birth erzählt die Geschichte der senegalesischen Künstlerin und Keramikerin Seni Awa Camara. Sie stammt aus dem Volk der Diola, das für seinen Animismus und komplexe landwirtschaftliche Praktiken bekannt ist. Camara wuchs in einem Haushalt von Keramiker*innen auf, in dem Töpfe und andere Ess- und Trinkgefäße hergestellt wurden. Inmitten der Keramiken wurden eines Tages seltsame Figuren entdeckt, die der jungen Seni zugeschrieben wurden. Nach und nach entstand aus diesen Figuren eine kleine, separate Familie, der von verschiedenen Seiten magische Kräfte nachgesagt wurden. 

Nachdem die Regisseurin Fatou Kandé Senghor die Arbeit von Seni Awa Camara über Jahre hinweg verfolgt hatte, wurde sie eingeladen, deren Geschichte zu erforschen. Begleitet von einem Aufnahmeteam oder auch allein, ließ Senghor sich auf Camaras Erzählungen ein. Daraus entstand ein Film, den die Regisseurin Giving Birth nannte. Er zeigt die Kontinuität zwischen Mutterschaft, Geburt, künstlerischer Praxis und Camaras mythologisch aufgeladenen Keramikfiguren. Sie stammen scheinbar aus einer eigenen Welt, könnten aber sehr wohl der Versuch des Mädchens gewesen sein, patriarchalische Familienstrukturen umzugestalten. Diese besondere Familie der Künstlerin wurde von ihr selbst erschaffen – aus Ton, in einer geheimen Welt, zu der nur sie Zugang hat. Senghors Film erzählt eine Geschichte über Entfremdung und Macht, über das Potenzial der Reproduktion und die Technologien, die den Kampf gegen die vielschichtigen Formen patriarchalischer Herrschaft ermöglichen.

Im Anschluss an die Filmvorführung findet ein Gespräch zwischen der Filmemacherin Senghor und der auf afrikanisches Indigenes Wissen spezialisierten Forscherin Wakanyi Hoffmann statt. Sie sprechen über nicht-biologische Formen der Fortpflanzung und Geburt sowie über Technologien, die den Geschichtsraum, in dem Individuen sich selbst begreifen, weiten oder einengen können. Außerdem diskutieren sie die Rolle von KI für vielfältige Kosmologien, Körper- und Familiengeschichten.