Podiumsdiskussion

Amazônia - Lebensraum auf Zeit?

Sa 9.11.2013
18h
Eintritt frei
Première Brasil 2013, Bild aus dem Film "Paralelo 10 (10th Paralel)", © Promo

Mit den Regisseuren Sérgio Andrade, Luiz Bolognesi, Silvio Da-Rin, Joel Zito Araújo, Peter W. Schulze und Victor Lopes, Moderation: Ilda Santiago, Leiterin des Rio de Janeiro International Film Festival

Noch heute verkörpert der riesige Regenwald des Amazonasbeckens den Mythos von Ursprünglichkeit und Exotik, von unberührter Natur, der grünen Lunge des Planeten, von einzigartiger Biodiversität und letztem indigenem Kultur- und Lebensraum. Dem steht die Realität seiner rasant fortschreitender Zerstörung gegenüber: Legale wie illegale Rodungen von gewaltigen Ausmaßen und Staudammprojekte wie das von Belo Monte am Rio Xingu bedrohen auf lange Sicht die ganze Region. Massive ökonomische Interessen der Agrar- und Holzindustrie sowie der Energiekonzerne dominieren nach wie vor, doch lösen sie in Brasilien inzwischen auch heftige Debatten und politische Initiativen aus. Wie positionieren sich hier die Filmemacher, was sind ihre spezifischen Motive, wofür schaffen sie Bilder?


In portugiesischer Sprache mit dt. Übersetzung


Teilnehmer:

Sérgio Andrade (*1967 in Manaus) arbeitete lange Zeit als Produzent für diverse internationale Filmprojekte und war Leiter der Amazonas Film Commission. Seit 2008 führt er auch selbst Regie, anfangs vor allem bei Kurzfilmen. Mit seinem Langfilmdebüt A floresta de Jonathas – Jonathas’ Forest gewann er beim Förderprogramm des brasilianischen Kulturministeriums für Low-Budget-Produktionen und war damit 2013 beim Internationalen Film Festival Rotterdam sowie beim Talent Campus der Berlinale vertreten.


Luiz Bolognesi (*1966 in São Paulo) studierte Journalismus und Sozialwissenschaften in São Paulo. Er ist preisgekrönter Drehbuchautor und Mitbegründer der Filmproduktionsfirma Buriti Filmes. Zu seinen größten Drehbucherfolgen gehören u. a. die Filme Chega de saudade – The Ballroom und Bicho de sete cabeças – Brainstorm. Für Uma história de amor e fúria – Rio 2096: A Story of Love and Fury (2012) schrieb er das Drehbuch und führte Regie.


Silvio Da-Rin (*1949 in Rio de Janeiro) studierte Visuelle Kommunikation in Rio de Janeiro, wirkte in über 150 Filmen als Tontechniker mit und führte bei zahlreichen Dokumentarfilmen Regie. 1985 wurde seine Dokumentation Igreja da libertação beim DOK Filmfestival in Leipzig prämiert. Mit Paralelo 10 – 10th Parallel nahm Da-Rin 2012 am internationalen Dokumentarfilmfestival in Mexiko-City teil. Da-Rin war Leiter für Audiovisuelle Medien im brasilianischen Kulturministerium und bis 2012 einer der Geschäftsführer bei TV Brasil.


Victor Lopes (*in Mosambik) ist Filmemacher, Drehbuchautor und Lehrer. 2003 wurde sein Film Bala perdida mit 20 nationalen und internationalen Preisen ausgezeichnet – der am häufigsten prämierte brasilianische Kurzfilm. 2012 erreichte Lopes mit dem Spielfilm As aventuras de Agamenon, o repórter fast eine Million brasilianische Kinogänger. Mit dem Dokumentarfilm Serra pelada – A lenda da montanha de ouro – The Legend of the Mountain of Gold gewann er den großen Preis des FICA 2013 (Festival Internacional de Cinema e Vídeo Ambiental, Goiás, Brasilien).


Ilda Santiago ist Leiterin des Rio de Janeiro International Film Festival. Sie ist Mitbegründerin von Estação, dem wichtigsten Arthouse Filmvertrieb Brasiliens.


Peter W. Schulze (*1977) ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Filmwissenschaft an der Universität Mainz. Lehr- und Forschungaufenthalte u.a. in Rio de Janeiro, São Paulo, Fortaleza, Buenos Aires und México-Stadt. Buchpublikationen als Autor und (Mit-)Herausgeber u.a.: Transformation und Trance: Die Filme des Glauber Rocha als Arbeit am postkolonialen Gedächtnis (2005), Junges Kino in Lateinamerika (2010), Glauber Rocha e as culturas na América Latina (2011), Crossing Frontiers. Intercultural Perspectives on the Western (2012).


Joel Zito Araújo (*1954 in Nanuque, Minas Gerais) ist promovierter Kommunikationswissenschaftler, Regisseur, Drehbuchautor und Produzent für Film- und Fernsehproduktionen. In seinen Dokumentarfilmen spricht er brisante Themen der brasilianischen Gesellschaft wie Ungleichheit und Rassismus an. 2001 gewann er beim É Tudo Verdade-Festival mit A negação do Brasil den Preis für den besten Dokumentarfilm. Sein erster Spielfilm Filhas do vento – Daughters of the Wind wurde 2004 beim Festival in Gramado sechs mal prämiert. Mit seinem neuesten Film Raça – Race war er unter anderem beim FESPACO vertreten, dem wichtigsten afrikanischen Filmfestival.