Lange Filmnacht: Tie Xi Qu - West of Tracks (Trilogie)

R: Wang Bing

Sa 6.5.2006
22h
Eintritt: Einzelvorstellung 5 €, ermäßigt 3 €, Abendticket 8 €, ermäßigt 5 €. Das Ticket berechtigt auch zum Besuch der Ausstellung.

Fantom-Helden

Wang Bing, West of Tracks, Copyright: Promo

China 1999-2003, 615 min., OmeU

Der Regisseur Wang Bing kommentiert in seiner Trilogie schonungslos die Auswirkungen, die Chinas überstürzte Bemühungen um Modernität auf die Menschen haben: Die Region Tie Xi im Nordosten Chinas war seit den 50er-Jahren einer der größten und vielseitigsten Industriestandorte des Landes. Über 100 Fabriken beschäftigten mehr als eine Million Arbeiter. Doch Mitte der 90er Jahre begann der Niedergang: Fabriken wurden geschlossen, Tausende von Menschen in die Arbeitslosigkeit entlassen, im Jahr 2000 wurden die Industrieanlagen demontiert. Die Dokumentation gliedert sich in die Teile: „Rust“ (240 min.), „Remnants“ (175 min.) und „Rails“ (130 min).

„Rust“ konzentriert sich auf das Leben und den Arbeitsalltag der Beschäftigten in drei vom Ruin bedrohten staatlichen Fabriken. Der nahende Bankrott, begleitet von massiven Entlassungswellen, wirft die Arbeiter aus den festgefügten Bahnen ihres Lebens und konfrontiert sie mit einer völlig ungewissen Zukunft. „Remnants“ folgt einer Gruppe Jugendlicher in der „Straße des Regenbogens“, die von den Behörden zum Abriss vorgesehen wurde. Der Film zeigt ihre Lebensversuche, ihre Lieben und Nöte im Schatten der Zerstörung ihres Lebensumfeldes. „Rails“ erzählt die Geschichte der alten Frachtzüge, die die mittlerweile stillgelegten Fabriken des Distrikts miteinander verbinden. Im Mittelpunkt stehen ein Vater und sein Sohn, die sich mit kleinen Jobs für die Eisenbahn über Wasser gehalten haben. Während die beiden nun vom Kohlediebstahl leben, gehen die Beschäftigten der Eisenbahn weiter ihrer – mittlerweile sinnentleerten – Tätigkeit nach.


Fantom-Helden

Früher waren sie die Helden der Nation, heute sind sie Überbleibsel auf dem Weg in eine „kontrollierte Demokratie“: die Werktätigen – ob nun Landarbeiter, die sich dem Raubbau in den tibetischen Bergen entgegenstellen, oder Fabrikarbeiter, die im Zuge der Umwälzungen ihre Jobs und damit ihre gesamte Existenz verlieren.