Lesung

Alai (Chengdu/China)

Sa 1.4.2006
19h
Eintritt: 5 €, ermäßigt 3 €

In chinesischer und deutscher Sprache mit Übersetzung.

Alai, Foto: Alice Grünfelder, Copyright: Unionsverlag

Moderation: Alice Grünfelder, Sinologin (Zürich)

Alais Roman „Roter Mohn“, zunächst von vielen chinesischen Verlagen wegen der tibetischen Thematik abgelehnt, wurde 1998 ein Bestseller und 2000 mit dem wichtigsten chinesischen Literaturpreis, dem Mao-Dun-Preis, ausgezeichnet.

Der Autor, 1959 in der Nähe von Markang (Nord-Sichuan) geboren, begann Anfang der Achtzigerjahre Gedichte und Erzählungen in der Zeitschrift „Tibetische Literatur“ zu veröffentlichen. Später zog Alai nach Chengdu, wo er Chefredakteur von „Science Fiction World“ wurde, Chinas größtem Science-Fiction-Magazin. „Roter Mohn“ erschien 2004 auch in deutscher Übersetzung. Jeder in diesem Roman weiß, dass der Hauptprotagonist, der zweite Sohn des Fürsten Maichi, ein Idiot ist. Als Thronfolger wird er nie zum Zug kommen. Umso unvoreingenommener kann er seine Umgebung beobachten - die Festung des Fürsten im äußersten Osten Tibets, die rücksichtslose und grausame Feudalherrschaft, die in kleinliche Streitereien verwickelten Lamas, die Intrigen um schöne Frauen und die Fehden mit benachbarten Herrschern, die wechselnden Allianzen mit den Chinesen. In das entlegene Hochland dringt die Moderne lediglich als fernes Echo. Als ein Sondergesandter der chinesischen Regierung dem Fürsten die Erlaubnis zum Mohnanbau erteilt, wird dieser unermesslich reich. Die betörende rote Mohnblüte und der Duft der reifenden Kapseln bringen Unruhe in das archaische Leben. Einzig der „Idiot“ erkennt, dass sich das Ende einer Ära abzeichnet.


Veröffentlichungen auf Deutsch:

- Zwei Erzählungen in: „An den Lederriemen geknotete Seele. Erzähler aus Tibet“ (Hg. von Alice Grünfelder, 1997, Unionsverlag)

- Roter Mohn. Roman (2004, Unionsverlag)