Filmprojektion ohne Kommentar

Doppelprojektionen: 1 Berlin-Harlem / Fake Soldiers

So 5.10.2008
17.30h
Eintritt frei
Fake Soldiers (Szenenfoto)

1 Berlin-Harlem

R, B: Lothar Lambert, Wolfram Zobus, K: Reza Dabui, Skip Norman, Deutschland 1975, 100 min, engl/dt (ohne UT)

mit Conrad Jennings, Lothar Lambert, Brigitte Mira, Claudia Barry, Ortrud Beginnen, Tally Brown, Ingrid Caven, Rainer Werner Fassbinder u.v.a.

 

Der Film zeigt den Versuch eines schwarzen US-amerikanischen Ex-GIs, sich in Berlin ein neues Leben aufzubauen und bei Siemens als Programmierer zu arbeiten. Erzählt wird sein zunehmendes Scheitern am Rassismus der deutschen Gesellschaft. Auch um die Anti-Vietnamkriegs-Aktivitäten der Black Panther in Berlin kreist diese Produktion von 1975. Von heute aus betrachtet, scheint der Film durch seine architektonischen Settings auch von der Unmöglichkeit einer postkolonialen Fortschrittsmoderne in Deutschland zu handeln. Denn der Wunsch nach Pop, nach Aufbruch in emanzipative Bewegungspolitiken, der sich im Begehren nach schwarzen GIs kondensiert, scheitert an der rassistischen Spießigkeit, die in den modernen Wohnbausiedlungen haust. – Unter der postfaschistischen deutschen Spätmoderne scheint eine andere, unheimliche Schicht zu liegen, die der Film in Anspielungen und Referenzen ansatzweise an die Oberfläche spült: Es sind verdrängte Sedimente der deutschen Kolonialgeschichte, welche in der Lesart der Gruppe Remember Resistance eine besondere Akzentuierung erfahren.



Fake Soldiers

R, B: Idrissou Mora Kpai, K: Bernhard Wiesner, Deutschland 1999, 24 min

mit Francis Codjoe, Komi Togbonou, Caroline Peters


Für zwei schwarze Deutsche mit afrikanischem Hintergrund wird die Fake-Performance als rappende amerikanische GIs zum Eintrittsticket in die weiße deutsche Mehrheitsgesellschaft. Wie wenig sich diese Gesellschaft ihres kolonialen Erbes bewusst ist, steht in Verbindung mit dem Nachhall der Kriegserfahrung, in welcher der GI den männlichen „Sieger“ und "Befreier" verkörperte.



Visuelle Kommentare begleiten als Doppel-Projektionen den Film 1 Berlin-Harlem. Anschließend gibt es jeweils Diskussionen mit den Regisseuren Idrissou Mora Kpai und Lothar Lambert.


Ein Programm von Remember Resistance

(Jochen Becker, Julien Enoka-Eyemba, Sonja Hohenbild, Brigitta Kuster)

Dieses Programm wird von der Gruppe Remember Resistance kuratiert, einer Initiative, die sich anlässlich der ‚Anticolonial Africa Conference Berlin 2004’ gründete. Im Mittelpunkt ihrer Arbeit steht die aktive Auseinandersetzung mit der deutschen Kolonialgeschichte, dem Prozess der Entkolonisierung und ihren vielfältigen Nachwirkungen, u.a. in den gegenwärtigen Migrationen. Ein Fokus der Tätigkeit von Remember Resistance liegt auf den Werken afrikanischer FilmemacherInnen.