FA/Forensis/OGF, 2022. Archival image courtesy Koloniales Bildarchiv, Universitätsbibliothek Frankfurt/Main, A-0ii-6966.
Foto: G. Kaapehi, Okakarara, Namibia, FA/Forensis/OGF, 2022.

Konferenz

Der deutsche Völkermord in Namibia

Ein Fall für Reparationen

Sa 5.11.2022
Auditorium
15–20h
Eintritt frei

Auf Deutsch und Englisch mit Simultanübersetzung in beide Sprachen

Zwischen 1904 und 1908 verübten deutsche kaiserliche Truppen im damaligen Deutsch-Südwestafrika den ersten Völkermord des 20. Jahrhunderts. Sie vernichteten gezielt große Teile der Ovaherero, Ovambanderu und Nama und töteten zahlreiche weitere Menschen. Die Konferenz präsentiert den vorläufigen Stand aktueller kollaborativer Forschungen und thematisiert die Folgen der Kolonialverbrechen.

Die traumatischen Erinnerungen an den deutschen kolonialen Völkermord und dessen generationsübergreifende Auswirkungen sind in Namibia und insbesondere in den Communities der Ovaherero und Nama allgegenwärtig. Ganz im Gegensatz dazu sind die kolonialen Ambitionen Deutschlands und ihr blutiges Erbe in der öffentlichen Darstellung der deutschen Geschichte heute nach wie vor unterrepräsentiert.

Die Konferenz The German Colonial Genocide in Namibia: A Case for Reparations präsentiert die ersten Ergebnisse der von Forensic Architecture/Forensis mit der Ovaherero/Ovambanderu Genocide Foundation (OGF) gemeinsam an zentralen Stätten des deutschen Völkermordes in der Gegend rund um den Waterberg durchgeführten Forschungen. Ein begleitendes, durch das ECCHR organisiertes Programm mit Vertreter*innen der Communities der Ovaherero, Ovambanderu und Nama thematisiert die Herausforderungen und Missstände in der Aufarbeitung kolonialer Verantwortung Deutschlands und der daraus folgenden Entsagung von allen Reparationspflichten. Die Teilnehmer*innen fordern innerhalb und jenseits bestehender internationaler Rechtsrahmen für die betroffenen Menschen Reparationen, Wiedergutmachung und Entschädigung, die ihren Bedürfnissen entsprechen.

Acht neue investigative Videos zeigen vom 4. bis 6. November im Garderobenfoyer des HKW die erste Recherchephase von Forensic Architecture/Forensis/OGF. Dazu wurden deutsche Archivaufnahmen in 3-D-Environment-Modelle montiert. Berichte aus mehreren Generationen füllen die Leerstellen zwischen den kolonialen Fotografien. Sie offenbaren die Beziehungen zwischen Architektur und Landschaft und verweisen auf die Vertreibung Indigener Siedlungen und den durch den Völkermord verursachten ökologischen Wandel. In der Verknüpfung traditioneller Formen der Überlieferung mit modernen, immersiven Techniken des Geschichtenerzählens verortet das Forschungsteam Wohnorte und Grabstätten der Vorfahren und entwickelt einzigartige Formen einer restitutiven Evidenz.

Mit Joshua Castellino, Ashkan Cheheltan, Mbakumua Hengari, Sarah Imani, Wolfgang Kaleck, Mutjinde Katjiua, Vepuka Kauari, Sima Luipert, Esther Utji Muinjangue, John Nakuta, Agata Nguyen Chuong, Tobechukwu Onwukeme, Kambanda Veii und Eyal Weizman

Die Konferenz wird organisiert von ECCHR, Forensic Architecture, Forensis und dem HKW und ist Teil der Kollaboration Investigative Commons.

15h
Begrüßung
Bernd Scherer

15.15h
Einführung
Deutscher kolonialer Völkermord in Namibia und die Frage nach Reparationen – ein laufender Prozess
Wolfgang Kaleck

15.35h
Präsentation und Q&A
Vorläufige Ergebnisse der in der Gegend rund um den Waterberg durchgeführten Recherchen
Kambanda Veii, Ashkan Cheheltan, Tobechukwu Onwukeme, Agata Nguyen Chuong, Eyal Weizman

17h
Pause

17.30h
Video-Intervention
Die Entwicklung eines Rechtsrahmens der Wiedergutmachung von Kolonialismus als einzigartiges Verbrechen
Joshua Castellino, mit einer Einführung und Kommentaren von Sarah Imani

18.15h
Diskussion
Deutscher Kolonialismus und Völkermord: Plädoyers für und Verhandlungen eines Reparationsfalls
mit Sima Luipert, Mutjinde Katjiua, Vepuka Kauari, Esther Muinjangue, Mbakumua Hengari, moderiert von John Nakuta