Vorträge und Performances

#Commonings: Tag 3

Fr 16.9.2022
Vortragssaal, Westgarten
14h
Eintritt frei
Altars to Our Teachers: Chapter 1 mit Teilnehmer*innen beim IV Ecoversities Planetary Gathering, mit Nikolay Oleynikov, Daniela Brasil, Kate Morales und Alessandra Pomarico in Michoacan, Mexico am Dia de los Muertos (Tag der Toten), 2019.

Wie könnte das Modell einer Schule aussehen, bei der sowohl das Lernen als auch das Verlernen miteinander verwoben werden? Wie kann ein solcher Raum Fürsorge, Zuflucht, Bezugnahme und Verwundbarkeit bieten? Lassen sich Rollen und Verantwortlichkeiten zur Disposition stellen?

Wie können die (Ver)lernenden gewohnte Privilegien und Machtpositionen, Autor*innenschaft, Produktivität und Konkurrenz hinterfragen? Mehr Infos zu #Commonings

14–15h
Gespräch in der Großen Runde, Hirschfeld Bar
Von und mit dem Zapatismo lernen
Mit Alessandra Pomarico und Nikolay Oleynikov in Zusammenarbeit mit Dmitry Vilensky, Tsaplya Olga Egorova (Chto Delat), Chiara Figone und Paz Guevara
Auf Englisch

Die Co-herausgeber*innen Alessandra Pomarico und Nikolay Oleynikov sprechen mit den Beitragenden Dmitry Vilensky und Tslapya Olga Egorova (Chto Delat), Verlegerin Chiara Figone (Archive Books) und Paz Guevara über das Buch When the Roots Start Moving: Resonating with Zapatismo. When the Roots Start Moving ist eine Sammlung von Gesprächen in drei Kapiteln und eine Auseinandersetzung mit Fragen der Ver- und Entwurzelung, der Idee der Zugehörigkeit und Vertreibung in verschiedenen geografischen und epistemologischen Koordinatensystemen. Das erste Kapitel – To Navigate Backwords, Resonating with Zapatismo – schildert den Aufstand der Indigenen Völker in Chiapas als eine Form von Zugehörigkeit, als Heimat (oder Rückkehr in die Heimat) ihrer Hoffnung und politischen Fantasien. Nach wie vor inspirieren die Zapatistas Menschen, die in Kunst, Sprache, radikaler Pädagogik und Konvivialität emanzipatorische Tools suchen für eine Praxis des Commoning und der kollektiven Reimaginierung eines „anderen Weges“ (Otherwise).

15–17h
Workshop in der Großen Runde, Hirschfeld Bar
Commons der Enteigneten
Mit diffrakt
Auf Englisch

Für die letzte Ausgabe der New Alphabet School bringt diffrakt | Zentrum für theoretische Peripherie eines seiner Formate, die Lesegruppe als Begegnung in wechselnden Konstellationen, in die Große Runde des HKW. In der ersten Stunde beschäftigt sich der Workshop mit Auszügen aus dem 1974 von Ursula K. Le Guin veröffentlichten, anarchistisch-utopischen Science-Fiction-Roman The Dispossessed über eine alternative, doch durchaus realisierbare Gesellschaft. Die Teilnehmenden werden über Krieg, Frieden, Politik, das Ende der Sklaverei und Feminismus sprechen, werden erörtern, wie Individuen sich gegenseitig regieren und den Wert von Scheitern und Schwäche in der gesellschaftlichen Organisation thematisieren. Nach der gemeinsamen Lektüre werden die Teilnehmenden in einem stillen Gespräch ein fundamentales Toolkit mit Instrumenten der Enteignung entwickeln, indem sie gemeinsam, aber schweigend das kollektive Denken durch Konzepte, Gefühle und Assoziationen der Gruppe abbilden.

18–19.30h
Vorträge und Gespräch in der Großen Runde, Hirschfeld Bar
Zukunft im ländlichen Raum
Mit Rahul Gudipudi, P. Sainath und Habib Ayeb
Auf Englisch

Habib Ayeb, P. Sainath und Rahul Gudipudi sprechen über die individuellen, kollektiven und institutionalisierten Praktiken, mittels derer auf unterschiedlichen Wegen versucht wird, landwirtschaftliches und ländliches Wissen, Erfahrungen und Probleme in den Fokus zu rücken. In der Erörterung ihrer Arbeit und ihrer Erfahrungen reflektieren die beiden Diskutierenden kollektiv Möglichkeiten an der Schnittstelle von Kunst, Kultur, Bildung und Politik. Das Ziel: einem Commons dienen, das Leben und Ökonomien inspiriert und bewahrt.

19.30–21.30h
Filmscreening und Gespräch im Vortragssaal
Auf der Spur von Arche: (Er)möglich(t)e Utopien
Mit Özlem Sarıyıldız, Shohreh Shakoory und Vinit Agarwal
Auf Englisch

Die beiden Filme, Oyoyo (1980) und Your struggle is our struggle (1973) geben Einblicke in unterschiedliche Momente der Migrationsgeschichte Deutschlands – ein Land, das seit den 1950er Jahren seine Türen für Arbeiter*innen und Studierende aus geografischen Räumen des globalen Südens öffnete. Die internationale Solidarität der Protagonist*innen in beiden Filmen führt zu Treffen von Studierenden und Arbeiter*innen entlang der Themen Begehren, Politik und Wirtschaft, vor dem Hintergrund antikolonialer, postkolonialer, antikapitalistischer internationaler Bestrebungen.

Oyoyo
R: Chetna Vora, DDR 1980, 48 Min, Deutsch mit engl. UT

Your struggle is our struggle
R: Edith Marcello, David Wittenberg, BRD 1974/75, 49 Min, Deutsch mit engl. UT

19.45–21.30h
Gespräch in der Hirschfeldbar (ursprünglicher Veranstaltungsort St. Petersburg)
Archiv einer Notkommune
Mit dem Chto Delat Kollektiv: Tsaplya Olga Egorova und Dmitry Vilensky
Auf Englisch

Möglichkeiten, um in der Katastrophe zusammen zu leben und überleben zu können: Chto Delat gründet derzeit eine Kunstkommune in einem Dorf in der Nähe von St. Petersburg. Sie entwickeln eine Mischung aus Unterschlupf, Anti-Kriegs-Praktiken, Widerstands- und Ritualformen und landwirtschaftlichen, weiterbildenden und künstlerischen Aktivitäten. Die Kommune besteht aus einer Kerngruppe von etwa 10–12 Personen, sie organisieren und bestreiten die alltäglichen Aktivitäten, andere sind temporär dabei. Die Kommune begrüßt Ideen des Gemeinschaftlichen in Zeiten von Krieg und wirtschaftlichen und ökologischen Notfällen.

Für die Commonings Ausgabe findet ein Gespräch über die Kommune als künstlerisches Widerstandsprojekt statt. In der Kommune entstehen voraussichtlich unterschiedliche Formen künstlerischer Statements – Performances, Aktionen und konzeptuelle Objektarbeiten – die besprochen und als archivarischer Versuch gezeigt werden.

21.30–22.30h
Screening
Better Science
R: Jorge Loureiro, Walter Solon, Deutschland/Brasilien 2021, 29 Min, Deutsch mit engl. UT
mit Walter Solon (live) und Jorge Loureiro (via Zoom)

Wie geht der Bayer Konzern mit seiner NS-Vergangenheit um? Better Science ist ein kurzer experimenteller Dokumentarfilm, der das mysteriöse Verschwinden und Wiederauftauchen von Statuen aus einem Park untersucht, der nur wenige Meter von der weltweiten Zentrale des Bayer Chemiekonzerns im deutschen Leverkusen entfernt ist. Die Skulpturen wurden 1930 an den deutschen Bildhauer Fritz Klimsch in Auftrag gegeben, der auf Goebbels „Gottbegnadeten-Liste“ für Künstler*innen stand, die dem NS-Regime kulturell wichtig erschienen. Der Film wurde in einem Zeitraum von drei Jahren vor dem Hintergrund der Übernahme von Monsanto durch Bayer im Jahr 2018 gedreht. Er wirft ein neues Licht auf die Beziehung zwischen dem deutschen Agrochemie Riesen und seiner Nazi Vergangenheit als Teil des Chemiekonzerns IG Farben. Zu Wort kommen Jurist*innen, Aktivist*innen, Bombenentschärfer*innen und Bayers CEO. Better Science untersucht die massive Expansion des Unternehmens und seine globale landwirtschaftliche und pharmaindustrielle Macht.