Onlineprogramm: Audio-Beiträge, Gespräch

#Caring

Fr 12.6.2020
18h
Auf Englisch
Wattenmeer (2019), © Maternal Fantasies

Fürsorge – hier mit dem mehrschichtigen englischen Begriff „Care“ betitelt – bedeutet, die Fragilität von Beziehungsgeflechten anzuerkennen, die zwischen Menschen und Nicht-Menschen bestehen, zwischen Menschen und ihren Systemen, Infrastrukturen und Institutionen. Care als ethisches Konzept regt dazu an, soziale Bindungen und Systeme zu erschaffen, die auf einer kontext-spezifischen Moral beruhen, jenseits abstrakter oder universeller Vorstellungen von Gerechtigkeit – um Prozesse der Fürsorge, Reparatur, Pflege und Heilung in den Blick zu nehmen. Mehr Informationen...

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Freitag 12.06.
Livestream ab 18h auf hkw.de

Der Eröffnungstag erforscht, kartografiert, befragt und hinterfragt Vorstellungen von Fürsorge, die sowohl als eine Reihe von Praktiken als auch als Ethik des Zusammenseins betrachtet werden. Der erste Tag führt die Zuhörer*innen in die Geschichte des Begriffs und in den zeitgenössischen Diskurs über Fürsorge ein und legt damit den Grundstein für die kommenden Beiträge der folgenden Tage.

18h
Einführung
Mit Sascia Bailer, Gilly Karjevsky, Rosario Talevi, Olga von Schubert

18.15h
Opening Ritual: N E P O <
Audio-Beitrag von Polyphrenic Creatures
Auf Deutsch und Englisch

In Hohenlockstedt, einer kleinen Gemeinde in Schleswig-Holstein, kommen seit Anfang 2020 Nachbar*innen in der Erzählcafé-Reihe Holo Miteinander im M.1. der Arthur Boskamp-Stiftung zusammen. Im Zentrum steht die Frage, wie wollen wir miteinander leben? In dem Moment, in dem Verwundbarkeit jeder*m zugestanden wird, bildet sich daraus eine soziale Kraft des Vertrauens. Das Künstlerinnenduo Polyphrenic Creatures begleitet diese Gespräche. In der performativen Geste N E P O < transformieren sie, in Form eines Sprachteppichs, das jeweilige, subjektive Erleben in einer rhythmischen Neuverknüpfung zu einer kollektiven Erzählung. N E P O < lädt dazu ein, sich auf neue Leserichtungen einzulassen, um so verinnerlichte Denk- und Handlungsweisen aus ihrer Starre zu lösen und voneinander lernend Formen des Miteinanders zu (ver)lernen. Mit N E P O < erzeugen Polyphrenic Creatures durch ihre Körper und Stimmen eine performative Geste der Öffnung – und leiten dadurch das Programm zu #4 Caring mit lokal-situierten Fragestellungen und kommunaler Wissensproduktion ein.

18.30h
On Caring
Gespräch von Helena Reckitt und Elke Krasny mit anschließendem Q&A

Kritische kulturelle Diskurse haben ihre Aufmerksamkeit zuletzt zunehmend der Fürsorgearbeit zugewandt: Das führte zu neuen Forschungsprojekten, Ausstellungen und Publikationen. Aber warum gerade jetzt? Warum scheint die Gesellschaft heute offener denn je für ein Thema, das so alt ist wie die Menschheit? Das Eröffnungsgespräch zwischen den beiden Kuratorinnen und Autorinnen Elke Krasny und Helena Reckitt zeichnet von einer feministischen und kritischen Perspektive aus die Geschichte der Fürsorge- und Reproduktionsarbeit nach und verortet sie im heutigen Diskurs über Caring. Indem sie auf relevante Fürsorgepraktiken eingehen, hinterfragen und reflektieren sie Caring als eine radikale Praxis gesellschaftlichen Wandels.

20h
Atmospheric Escape: Erzählformen der Fürsorge
Audio-Beitrag von Johanna Bruckner

Auf der Erde vorkommende Gase treten ins Weltall aus und bilden extrakorporale Körper. Diese Strukturen entstehen, wenn sich Moleküle oder Teilchen zusammenfinden, sich gegenseitig verstärken und sowohl miteinander als auch mit dem elektromagnetischen Feld in Wechselwirkung treten. Johanna Bruckner nennt diesen Zustand polymorphe Fürsorge oder polymorphes Begehren. Wie lassen sich diese nicht-menschlichen Körper und ihre Poetik der Fürsorge imaginieren? Welche ästhetischen Erzählformen, Zugänge und Diffraktionen lassen sich für diese Auskristallisierungen finden? Und wie können sie dabei helfen, mögliche zukünftige Welten, Sprachen und Praktiken der Fürsorge zu erfinden und darzustellen, die jenseits des Berührbaren liegen? Das Hörstück bietet seinen Hörer*innen Partituren, anhand derer sie sich diesen Fragen ästhetisch, klanglich und kollektiv nähern können.

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