Konzerte

Mitch & Mitch & Kassin, Howie Lee & Teom Chen

Sa 23.11.2019
21h
Abendticket: 13€/10€
Mitch & Mitch & Kassin, Foto: Tomasz Dubiel

21h Mitch & Mitch & Kassin | Konzert, Foyer
22.30h Howie Lee & Teom Chen | Live-Set, Hirschfeld Bar

Mitch & Mitch & Kassin
Ob man nun wie Mitch & Mitch dem Copyright-System eher skeptisch gegenüber steht oder, wie Kassin, großer Fan geistiger Eigentumsrechte ist: Die sechs- bis neunköpfige Jazz-Rock-Big-Band aus Warschau und der Musikproduzent, Komponist und Multiinstrumentalist aus Rio de Janeiro sind sich darin einig, dass die größten Sorgen von Musiker*innen sich weniger um das Urheberrecht selbst, als um die Tantiemen drehen. Wie kann man also per Rechteverwertung mit einem Konzert so viele Einkünfte wie möglich generieren?. Eine gemeinsame Liebe für bizarre Songs, hinter Kitsch versteckter Kunst, elaborierte Arrangements und wundersames Storytelling brachte die Stars der polnischen Jazzszene und den Produzenten brasilianischer Stars wie Adriana Calcanhotto und Los Hermanos bereits vor zwei Jahren zusammen. Im künstlerischen Dialog entstand Visitantes Nordestinos, ein die Kräfte weckendes Album voll abwechslungsreicher Tempi, Synthesizer-Strudel, eleganter Bläser und verspielter Verbindungen von Bossa Nova und Beat. Für ihre Show im HKW kündigen sie bereits augenzwinkernd an, mehr Tantiemen zu generieren als Sting in einer Minute.

Howie Lee, Foto: Jun Yokoyama

Howie Lee & Teom Chen
„I just copy“ sagt Howie Lee. Kreativität sei nur passives Verhalten, denn er glaube an kein Ich. Dabei zählt der DJ, Musikproduzent und Videokünstler zu den wichtigsten Wegbereiter*innen des neuen Sounds einer wachsenden elektronischen Underground-Szene in Beijing, in deren Zentrum das von Lee geführte Plattenlabel Do Hits steht. Trommel-Percussion und rollende Beats, Arbeiterlieder und Radiopop-Schnipsel, düstere Bässe, verstörende Triller und geisterhafte Stimmen schichtet Lee üppig ineinander: akustische Verweise auf chinesische Herkunft und die Heimatlosigkeit globalisierter Konsumkultur gleichzeitig, auf das Erbe uralter Musiktradition, den Cyberpunk der 1980er und die hyperartifiziellen Visionen eines post-digitalen, technologieversessenen Fortschrittsfanatismus von heute. Howie Lee macht den Sound zur sinofuturistischen Gegenwart, in der westliche China-Klischees und posthumanistische Supermachtfantasien ineinander übergehen und Künstliche Intelligenz jedes Konzept von Originalität längst ad absurdum führt.

Zusammen mit dem Simulationsdesigner Teom Chen kreiert Lee eine immersive Virtual Reality-Spielewelt, in der die Menschheit verwickelt ist in die Netze der Informationssysteme und in die Folgen audiovisueller Überdosis.