Lesung

Benjamin Kunkel und Keith Gessen: n+1

Downtown, Uptown, Crosstown - Literatur aus New York

So 9.9.2007
19h
Eintritt: 5 €, ermäßigt 3 €

Die deutsche Übersetzung liest Frank Arnold

Benjamin Kunkel, Fotografin / Copyright: Lissy Mitterwallner

Zehn Protagonisten der Literaturszene New Yorks lesen im Haus der Kulturen der Welt: berühmte Stimmen und Newcomer, Romanautoren und Lyrikerinnen. Vielstimmigkeit in jeder Hinsicht - diese Autoren eröffnen Einblicke in die Vielfalt der kulturellen, ethnischen und sozialen Zugehörigkeiten, die das Zusammenleben in New York ausmachen. Sie erzählen von Lebenswelten zwischen den Kulturen, von Erfahrungen am Rande der Gesellschaft und suchen nach Formen, um die Komplexität unserer globalisierten Gegenwart zu fassen.


Mit ihrer Kulturzeitschrift n+1 setzen sich die beiden Autoren bewusst vom kommerziellen Literaturbetrieb ab. n+1 versteht sich als Forschungsinstitut – in der Form einer Halbjahresschrift. Ob Politik, Literatur oder Theorie: Sie steht für neue Ernsthaftigkeit, beißende Kritik und brillant geschriebene Essays. Dabei gilt eine utopische Hoffnung, ohne die, so Kunkel, „linkes Denken zur Qual wird“. Im Haus lesen Benjamin Kunkel - in Deutschland bekannt mit seinem Roman „Unentschlossen“ - und Keith Gessen aus ihren Beiträgen und geben über Ambitionen und Klippen ihres Projekts Auskunft.

Moderation: N.N.



Über Benjamin Kunkel

Benjamin Kunkels Debüt Indecision (2005) wurde in den USA sofort zum Kultroman. Schon vor dem Erscheinen kaufte Hollywood die Filmrechte. Dwight Wilmerding, die Hauptfigur in Kunkels Roman, ist ein „schulterzuckender Träumer“, der erst an die Zukunft denken kann, wenn er dort angekommen ist. Kunkel ist Gründungsredakteur der Kulturzeitschrift n+1 und schreibt unter anderem für Dissent, The Nation und The New York Review of Books.

1973 geboren in Eagle, Colorado, besuchte Kunkel eine Internatsschule in New Hampshire und studierte in Harvard und an der Columbia University. Zurzeit arbeitet er auf einem Theaterstück.


Appetizer

"Während der ersten Wochen in der Stadt war Harold Fetch ganz allgemein desorientiert. Er kam mitten in einem regnerischen, gespenstisch warmem Winter nach New York, und oft wusste er, wenn er aus der U-Bahn kommend auf Straßen hinaustrat, über denen Dampf waberte und Gesabber aus rotem Licht lag, nicht, wo Uptown und wo Downtown war. Er ließ sich von irgendeinem Passanten die Richtung sagen und glaubte dessen Gesicht später in einem anderen Teil der Stadt wiederzuerkennen. Aber vielleicht sind in einer großen Stadt weniger Gesichter im Umlauf als Menschen, also war er sich nicht sicher. (…)"

Aus: Indecision. Veröffentlicht in n+1

Aus dem Englischen von Gerd Burger.



Über Keith Gessen

Keith Gessen wurde 1975 in Moskau geboren und studierte in Harvard. Er ist einer der Gründungsredakteuren des Magazins n+1. Seine Literaturkritiken und Essays erschienen sowohl dort wie in Dissent, The Nation, The New Yorker und dem New York Review of Books. In n+1 erschienen auch seine Übersetzungen von Vladimir Sorokin und Lyudmila Petrushevskaya. Sein Erzählband, All the Sad Young Literary Men, wird Anfang 2008 bei Viking in den USA erscheinen.


Appetizer

"Wie viel Geld braucht ein Autor? In New York kann ein junger Autor mit 25.000 Dollar über die Runden kommen. Je nachdem, wie sparsam er lebt, braucht er vielleicht 5000 Dollar mehr oder weniger. Ein etwas älterer junger Autor – ein Dreißigjähriger – wird weitere 10.000 Dollar benötigen, um sein Erscheinungsbild in Schuss zu halten. Aber das gilt nur für New York. In manchen Teilen des Landes kann man von 12.000 bis 13.000 im Jahr leben – Beträge, die so klein sind, dass es kaum der Rede wert ist. Natürlich kommt es ganz darauf an. (...)"

Aus: „Money.“ Veröffentlich in n+1, Nr.4, 2007, S. 84-91.

Aus dem Englischen von Frank Süßdorf.


In Kooperation mit dem internationalen literaturfestival berlin