31.3.2007

meine Baustelle #4: meine Zeit

„Why Patterns?“ Mit dieser Frage, die er zum Titel einer seiner Kompositionen gemacht hat, beschreibt Morton Feldman die Unmöglichkeit, ein zentrales Phänomen der Musik in Worte zu fassen: ihre Fähigkeit, unsere Zeitwahrnehmung zu beeinflussen. Die sich ständig verschiebenden Klangmuster, Wiederholungen, Abwandlungen, Ausdifferenzierungen der Pattern-Musik machen Zeit gleichzeitig spürbar und vergessen.

meine Zeit widmet sich diesem Aspekt des unzertrennlichen Verhältnisses zwischen Zeit und Musik und versammelt aktuelle Pattern-Musik aus verschiedenen Kulturen: von Bazombo Trance-Klängen aus dem Kongo bis hin zu amerikanischer minimal music. Wie in keinem anderen Bereich der aktuellen Musik kommt es hier zu kulturellen Rückkopplungen: FM3 aus China bezieht sich auf den New Yorker Morton Feldman – die Stücke von Konono No.1 aus Kinshasa erinnern manchmal an die Briten Aphex Twin oder Autechre – den australischen Necks merkt man an, dass sie die Krautrocker Can gehört haben. Das Konzert , kuratiert von Nicholas Bussmann, verläuft in einem langsamen Accelerando, einer Beschleunigung. Am Anfang Trio Nexus mit Morton Feldmans in Sonatenform gehaltenem vierstündigen Werk „for Philip Guston“ - die Komposition ist dem amerikanischen Maler des abstrakten Expressionismus und langjährigen Freund gewidmet. Nach einer großen Pause mit kräftiger Suppe nimmt der Abend mit Toshimaru Nakamuras gläsernen Klängen, sich überlagernden Rückkopplungen und Loops Geschwindigkeit auf. Das Pekinger Duo FM3 vermengt traditionelle chinesische Musik mit Einflüssen westlicher ambient music. Der Auftritt in Berlin wird die Premiere ihres neuen Programms sein. The Necks treiben das Tempo weiter voran: Aus Einflüssen afrikanischer Musik, von minimal music und Jazz haben sie einen unverkennbaren Sound entwickelt und in ihrer 20 jährigen Bandgeschichte auf 12 CDs dokumentiert. Konono No.1 aus dem Kongo schließlich ist mit das Aufregendste, was derzeit aus Afrika zu hören ist: ein Kalimba-Orchester verstärkt durch ein selbstgebautes Sound System, schrill verzerrte, ekstatische Klangkaskaden. Nun kommt die explosive Liveband endlich nach Berlin – auf die Baustelle Haus der Kulturen der Welt.

Eilmeldung vom 29. März 2007: Auf Grund der bürgerkriegsähnlichen Zustände im Kongo musste die Band Konono No. 1 ihren Beitrag zu dem Konzertabend am 31. März 2007 am Haus der Kulturen der Welt (HKW) leider absagen!

>>> Detaillierte Informationen zum Konzert

"meine Zeit" wurde durch eine Förderung des Freundeskreises des HKW ermöglicht.