Didi Ould Nana, ein mauretanischer Student des Studiengangs Kamera. , Courtesy VGIK-Archive, vgik.info
Übersetzerin und Schauspielerin beim Taschkent Film Festival 1968 , Courtesy Elena Emilyevna Razlogova collection
Courtesy VGIK-Archiv, vgik.info

19.–21.1.2018

Saving Bruce Lee – Afrikanischer und arabischer Film in Zeiten sowjetischer Kulturdiplomatie

Filmprogramm, Gespräche, Vorträge

19.–21.1.2018

Saving Bruce Lee diskutiert die konkreten Auswirkungen sowjetischen Filmschaffens auf die Filmwelt der afrikanischen und arabischen Länder unter anderem anhand von Aufzeichnungen, Filmen und erzählten Erinnerungen der Austauschstudent*innen des Gerassimow-Instituts für Kinematographie (VGIK) in Moskau, die während der Zeit der frühen 1960er bis in die späten 1980er Jahre hinein an dem Programm teilnahmen.

In der Folge postkolonialer Befreiungskämpfe im Globalen Süden lieferten sich die beiden Supermächte des Kalten Kriegs einen Kampf um Einfluss und Loyalität. Das Kino erwies sich dabei als geeignete Sphäre zur Ausgestaltung nationaler Identität: Film-Stipendien zählten zu den bevorzugten „kulturdiplomatischen“ Instrumenten der UdSSR. Viele heute namhafte Filmschaffende aus dem arabischsprachigen Raum und aus Afrika studierten in den 1960er bis 1980er Jahren am renommierten Gerassimow-Institut für Kinematographie (VGIK) in Moskau. Saving Bruce Lee reflektiert ihre Kunst und gelebte Erfahrung mit Blick auf die Genese nationaler Ikonen, populärer Bildwelten und Ideologien, wie sie sich im Film spiegeln. Ein dreitägiges Programm bringt ehemalige Studenten und Filmexpert*innen zusammen und zeigt nahezu unbekannte Diplomfilme neben prominenten Werken der Filmemacher.

Bevor Bruce-Lee-Actionstreifen die arabische Welt und Afrika erreichten, gab es dort ganz andere Held*innen – solche, die gegen die Kolonisation und für die Unabhängigkeit kämpften. Manche wurden Präsidenten, andere endeten im Gefängnis, wenn sich junge Republiken in Autokratien verkehrten. Zwei Jahrzehnte lang dominierte Bruce Lee die Leinwände afrikanischer und arabischer Städte, sein Heldenmut und Gerechtigkeitssinn machten ihn zur Ikone. Das staatlich geförderte Kino brachte eine bestimmte Erwartungshaltung mit sich: die Geschichte des „Volkes“ zu erzählen und Elegien auf die Held*innen der Unabhängigkeit zu verfassen. Die aus Moskau heimkehrenden Stipendiaten interessierten sich stattdessen für Alltagsgeschichten und scheuten die Kritik an der Regierung nicht. Manchmal war der Preis, den sie dafür zahlten, die Marginalisierung. Andere kamen ins Gefängnis, ihre Filme wurden verboten. Für Saving Bruce Lee zeigen die VGIK-Absolventen Ossama Mohammed, Suliman Mohamed Ibrahim Elnour und Mohamed Abouelouakar ihre Filme und diskutieren mit den Filmemacher*innen Suhaib Gasmelbari, Ali Essafi, Jihan El Tahri und Valérie Osouf. Letztere geben Einblick in ihre Recherchen zu diesem kaum beachteten Gefälle in der Filmgeschichte und hinterfragen den etablierten Kanon des afrikanischen und arabischen Kinos. Gabrielle Chomentowski, Elena Razlogova und Constantin Katsakioris, prominente Kenner*innen sowjetischer Film- und Kulturgeschichte, reflektieren in Vorträgen die kinematografische Außenpolitik der UdSSR.

Kuratiert von Koyo Kouoh und Rasha Salti

Im Rahmen von Kanon-Fragen