Begleitprogramm

Das Begleitprogramm findet im Rahmen der öffentlichen Archivsichtung sowie an verschiedenen Orten in Dresden statt. Es bietet eine Vielzahl von Formaten, die diskursive, performative und materielle Zugänge zu einer Befragung des Archiv- und Archivierungsbegriffs erproben. Die Vortragsformate der Tiny Desk Lectures werden von den Kooperationspartnern täglich ausgehend von einem bestimmten Objekt oder einer bestimmten Praxis thematisch entwickelt. In einem informellen Setting inmitten in der Archivsichtung werden Materialien, Skizzen und Objekte nach ihren Geschichten, verborgenen Ideologien, Potenzialen und Verwandtschaften befragt. Das anschließende Abendprogramm lädt Expert*innen zu drei Abendveranstaltungen ein, die sich mit sozialen und politischen Aspekten des Archivs und Archivierens befassen und Fragen nach der Gegenwartsbezogenheit, Präsenz und heutiger Relevanz von Archivgut stellen. Offene Gespräche, Filmanalysen und Roundtables untersuchen Bedeutungsverschiebungen und Transformationen im Archivkontext.

Programm

Mo, 20.05.2019

18–19.30h
Tiny Desk Lecture
Kunsthalle im Lipsiusbau

Expert*innen aus ausgewählten Archiven der Staatlichen Museen zu Berlin, der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und der Stadt Dresden wie des Freistaates Sachsen berichten anhand eines Materials oder Objekts der Sammlungen aus ihrer Archiv und Archivierungspraxis. Grundsätzliche Fragen nach dem Objektstatus, Erzählstrategien im Archiv, Bedeutungsverschiebungen und Übersetzungsvorgängen zwischen Archiv und Gesellschaft stehen dabei im Zentrum. Agnes Matthias, Kuratorin für Forschung und wissenschaftliche Kooperation der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, stellt beispielsweise anhand einer Fotografie von Ricarda Roggan die Ausstellung ZEITKAPSEL. Musealer Raum als Bild im Josef-Hegenbarth-Archiv vor, die dort noch bis 1.9.2019 zu sehen ist.

Konzept: Staatliche Kunstsammlungen Dresden

Mit Marion Ackermann (Generaldirektorin Staatliche Kunstsammlungen Dresden), Sven Beckstette (Kurator der Nationalgalerie im Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin), Stephanie Buck (Direktorin Kupferstich-Kabinett mit Josef-Hegenbarth-Archiv Staatliche Kunstsammlungen Dresden), Matthias Flügge (Rektor Hochschule für Bildende Künste Dresden), Till Grahl (Wissenschaftlich- Künstlerischer Leiter Deutsches Institut für Animationsfilm Dresden), Kerstin Küster (wissenschaftliche Mitarbeiterin Gerhard Richter Archiv Dresden), Michael Lailach (Kurator und wissenschaftlicher Mitarbeiter der Kunstbibliothek, Staatliche Museen zu Berlin), Egidio Marzona (Sammler), Agnes Matthias (Kuratorin für Forschung und wissenschaftliche Kooperation Staatliche Kunstsammlung Dresden), Andreas Schalhorn (Referent für moderne und zeitgenössische Kunst am Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin), Andrea Wettmann (Direktorin Sächsisches Staatsarchiv), Vera Wobad (Archivarin Archiv der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden)

20.30–22h
Abendprogramm
Lichthof im Albertinum

Die Schenkung der Sammlung Marzona an die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und die Staatlichen Museen Berlin bildet den Ausgangspunkt dieses Abends. Dabei sollen weniger die Institutionen im Zentrum der Unterhaltung stehen, sondern gerade diejenigen Künstler*innen, Designer*innen und Produzent* innen zur Sprache kommen, deren Material, Arbeiten und Objekte Teil der Sammlung sind. Wie sehen Künstler*innen, deren Werke die Sammlung ausmachen, diesen Veränderungsprozess? Was geschieht aus ihrer Sicht mit den Werken im Transformationsprozess von einer Privatsammlung zum öffentlichen Archiv? Der Abend erlaubt einen Perspektivwechsel im Umgang mit dem archivierten oder noch zu archivierendem Material.

Konzept: Staatliche Kunstsammlungen Dresden

Mit Godula Buchholz Liebig (Galeristin), Yane Calovski (Künstler), Mateusz Kozieradzki (ZW Foundation, Natalia LL Archive), Katharina Sieverding (Künstlerin), Stiletto Studio,s (Beleuchtungskörperbauunternehmen, Ein-Mann-Künstlergruppe), Franz Erhard Walther (Künstler) und anderen.

Moderiert von Marion Ackermann (Generaldirektorin Staatliche Kunstsammlungen Dresden), Egidio Marzona (Sammler), Moritz Wullen (Direktor Kunstbibliothek Berlin, Staatliche Museen zu Berlin)

Di, 21.05.2019

18–19.30h
Tiny Desk Lecture
Kunsthalle im Lipsiusbau

[im]materiality – Akteur*innen der Pina Bausch Foundation stellen anhand ausgewählter Beispiele sowohl das materiale als auch digitale Archiv der Pina Bausch Foundation an der Schnittstelle von Materialität und Immaterialität vor.

Konzept: Pina Bausch Foundation

Mit Bernhard Thull (Universität Darmstadt) und Ismaël Dia (Leiter Archiv der Pina Bausch Foundation)

20.30–22h
Abendprogramm
Gewölbe im Lipsiusbau
Filmpräsentation und Gespräch

Vergleichende Sichtung zweier unterschiedlicher deutscher Sprachfassungen des Films Nacht und Nebel (Nuit et Brouillard, Frankreich, 1956) von Alain Resnais: der westdeutschen Fassung aus dem Archiv der Kurzfilmtage Oberhausen (16mm, s/w) und der DEFA-Fassung (ursprünglich 35mm, s/w & Farbe) in Form einer digitalisierten Videokassette aus dem Bundesarchiv- Filmarchiv. Anschließendes Gespräch über die unterschiedliche Wirkung der beiden Fassungen und ihre Funktion als „tragbare Erinnerungsorte“.

Konzept: Internationale Kurzfilmtage Oberhausen im Rahmen von Archive außer sich

Mit Mareike Bernien (Künstlerin/ Kunsthochschule Kassel), Tobias Hering (Kurator und Publizist, Internationale Kurzfilmtage Oberhausen) und Nicole Wolf (Filmwissenschaftlerin, Anthropologin und Kuratorin)

Mi, 22.05.2019

17–18h
Performance
Kunsthalle im Lipsiusbau
schwanken mit Tanja Krone und Clarissa Thieme

schwanken ist eine performative Intervention im Ausstellungsraum, in der sechs Performer*innen aus Dresden in ihren Muttersprachen das Original sowie die Übersetzungen eines Briefes von Christa Wolf rezitieren: ein mehrstimmiger/mehrsprachiger Chor politisch-gesellschaftlicher Verschiebungen und Umbrüche in Relation zu Clarissa Thiemes künstlerischer Verarbeitung des AdA.

Performance mit sechs Performer*innen und einem Text von Christa Wolf, 2019
Mit Ashraf Ayash, Ahmad Muhebbi, Thi Hong Hanh Nguyen, Lita Poliakova, Arthur Leo Weinhold, Peter Welchman

18–19.30h
Tiny Desk Lecture
Kunsthalle im Lipsiusbau

Archive außer sich beschäftigt sich als Serie von interdisziplinär angelegten Forschungs-, Veranstaltungs und Ausstellungsprojekten mit dem filmkulturellen Erbe und seinen Archiven. Was ist kulturelles Erbe, welche Gemeinschaften und Narrative, welche Adressaten und Vermittlungsformate leiten sich daraus ab und wie beständig sind sie? Oder: Welche noch unbekannten Archive bringt die Gegenwart hervor? Zugrunde liegt die Idee des Living Archive: Erforschung, Digitalisierung und/oder Restaurierung von Archivinhalten sind Teil einer partizipativ verstandenen künstlerischen und kuratorischen Gegenwartspraxis. Das Archiv ist ein Ort der Produktion. Die Projektteilnehmer*innen stellen nicht nur ihre Themen, sondern auch den gemeinsamen Diskussionsstand vor, um die Komplexität und Vielfalt von Archivdiskursen darzulegen.

Konzept: Archive außer sich, ein Projekt des Arsenal – Institut für Film und Videokunst

Mit Teilnehmer*innen der Partnerinstitutionen von Archive außer sich, bestehend aus den Internationalen Kurzfilmtagen Oberhausen, silent green Film Feld Forschung, Harun Farocki Institut, SAVVY Contemporary e.V., pong film und dem Masterstudiengang „Filmkultur: Archivierung, Programmierung, Präsentation“ der Goethe-Universität Frankfurt a. M.