Ho Tzu Nyen, One or Several Tigers, 2017 (Filmstill), Courtesy Ho Tzu Nyen
Ho Tzu Nyen, One or Several Tigers, 2017 (Filmstill), Courtesy Ho Tzu Nyen
Jakrawal Nilthamrong, Filmstill aus "Zero Gravity", 2012, HD video, color, sound, 20 min
Chia-Wei Hsu, Spirit writing (Filmstill), produziert von Le Fresnoy, 2016
Lieko Shiga, part of the “Rasen Kaigan” series, 2009, © Lieko Shiga
James T. Hong, A Chinaman’s Chance (Dokdo and Senkaku), 2014, 12.50 min. (Filmstill), © James T. Hong

21.4.–3.7.2017

2 oder 3 Tiger

Ausstellung

21.4.–3.7.2017

2 oder 3 Tiger ist eine Gruppenausstellung über Kolonialismus und Medien, die sich der Frage nach den kulturellen Dimensionen der Moderne in Ostasien widmet. Die Gestalt des Tigers erscheint hier als Medium zwischen kulturellem Imaginären und geopolitischen Verschiebungen, durch welches mythologische, koloniale und moderne Geschichten in die Gegenwart eingeschrieben werden.

Wo auch immer sich der Mensch seinen Lebensraum mit dem Tiger geteilt hat, erscheint das Tier in der Mythologie als Schwellenfigur, die eng mit der Gemeinschaft verbunden ist und doch auf ein Außerhalb verweist. Als ein Wesen geografischer Grenzräume markiert der Tiger die Zone, die Zivilisation von der Wildnis und die Lebenden von den Seelen der Ahnen trennt. Als Wegbegleiter und mythisches Symbol spielt der Tiger eine zentrale Rolle. Er wird zum Medium an den Grenzen der Gesellschaft, das verdeutlicht, wie sehr gegenwärtige Kulturen von der Begegnung mit dem Anderen geprägt sind. Das Bild des Tigers eröffnet tiefe historische Einblicke in die Veränderungen der Gesellschaftsstrukturen seit Anbeginn der kolonial geprägten Moderne. Zeitgleich mit seiner fast völligen Ausrottung kehrte der Tiger als Geist in das kulturelle Imaginäre der Moderne in Ostasien zurück. Als Symbol nationaler Macht, militärischer Stärke und wirtschaftlichen Wachstums verbindet er die hypermoderne Gegenwart mit der kolonialen und vorkolonialen Vergangenheit.

Die Arbeiten der Ausstellung nähern sich kollektiven Erinnerungen, indem sie die historisch gewachsene Natur ihrer medialen Vermittlung und Darstellung hinterfragen. Sie reflektieren die wandelbare Form von Massenmedien und suchen nach komplexen Bildern, die zum Schauplatz gemeinsamer historischer Erfahrung werden könnten.

Der Ausstellungstitel ist der zentralen Arbeit des Künstlers, Filme- und Theatermachers Ho Tzu Nyen entlehnt, die das sich wandelnde Bild des Tigers und Wertigers in Malaysia und Singapur in den Blick nimmt. Die Arbeiten von Park Chan-kyong, Jane Jin Kaisen und Guston Sondin-Kung reflektieren, wie Unterdrückung, Militarisierung und Ausbeutung in der Ära des Kalten Kriegs in Japan und Korea bis heute die Geopolitik des pazifischen Raums beeinflussen. Installationen von Yuichiro Tamura und IM Heung-soon präsentieren den Tiger als Inbegriff des Militärnationalismus. Ein Film von James T. Hong untersucht die kulturelle Dimension der andauernden Streitigkeiten um einige ostasiatische Inseln. Fotografien von Lieko Shiga nach dem Tsunami 2011 in Japan, Chia-Wei Hsus digitale Matrix, welche die Verschleppung einer chinesischen Gottheit während der Kulturrevolution nachzeichnet, und eine raumgreifende Installation von Minouk Lim, die eine aufgezeichnete Performance entlang des Han-Flusses in Seoul mit einem ritualistischen Skulpturenensemble – einer sinnbildlichen Rundfunkstation – verknüpft: All diese Arbeiten erforschen die sich schnell verändernden Kosmologien und die Nachwirkungen des Animismus sowie deren Medialisierung in unterschiedlichen politischen und technologischen Zusammenhängen.

Kuratiert von Anselm Franke und Hyunjin Kim

Die Ausstellung basiert teilweise auf der Gruppenausstellung Interrupted Survey, kuratiert von Anselm Franke für das ACC Gwangju und dort bis August 2017 zu sehen.

Im Rahmen von 100 Jahre Gegenwart