Jean Rolin: Einen toten Hund ihm nach

Aus dem Französischen von Holger Fock und Sabine Müller
Berlin Verlag 2012
(Un chien mort après lui, P.O.L. Editeur, Paris 2009)

Das Buch

In einem turkmenischen Dorf am Kaspischen Meer entgeht er nur knapp einem Angriff verwilderter Hunde. Ein traumatisches Erlebnis und Grund genug für den unermüdlich reisenden Jean Rolin, weltweit ihren Spuren nachzugehen. Er stößt überall auf sie, auf den Mülldeponien Kairos, in Vorortgassen Moskaus oder auf der Plaza Garcia Bravo in Mexiko-Stadt. Abgemagert bis auf die Knochen, falbenfarbig, gelb und verschmutzt, sich tagsüber versteckend, nachts jagend, Straßenhunde im Gefolge der Bettler, leben sie, wo die Waffen sprechen, wo Hunger und Elend herrschen, in Ruinenstädten, auf Friedhöfen oder industriellen Brachen. Bei seinen Recherchen stößt Rolin auch auf die Spur, die sie in der Literatur hinterließen: Bei Homer fressen sie in der Ilias die Leichen auf den Schlachtfeldern, Flaubert jagt sie in Ägypten und Malaparte und Wassili Grossman berichten von ausgehungerten, von den Russen für Kriegszwecke dressierten Meuten.

Jean Rolin, Foto: Sebastien Dolidon

Der Autor

Jean Rolin, geboren 1949 in Boulogne-Billancourt, hat als Journalist 25 Jahre lang aus den Krisengebieten der Welt berichtet, aus dem belagerten Beirut ebenso wie von den Bürgerkriegen in Afrika oder im ehemaligen Jugoslawien. Er hat u. a. für die französischen Tageszeitungen Libération und Le Figaro, für L'Évènement du Jeudi und die französische Zeidtschrift Géo geschrieben. Für seine mehr als 15 Romane und sein journalistisches Schaffen hat er u. a. den Prix Roger-Nimier, den Prix Valéry-Larbaud und zuletzt den Prix Médicis erhalten.

Zuletzt erschienen:
La clôture. Berlin-Verlag 2009, aus dem Französischen von Holger Fock (Boulevard Ney, POL, Paris 2004)

Zuletzt in Originalsprache erschienen:
Le Ravissement de Britney Spears. POL Éditeur, Paris 2011

Holger Fock , Foto: privat

Die Übersetzer

Holger Fock, geboren 1958 in Ludwigsburg, studierte Theaterwissenschaft, Germanistik und Philosophie und übersetzt seit 1983 französische Literatur, unter anderem Gegenwartsautoren wie Cécile Wajsbrot, Andreï Makine, Mathias Énard (alle zusammen mit Sabine Müller), Pierre Michon und Antoine Volodine.

Sabine Müller, Foto: privat

Sabine Müller, geboren 1959 in Lauffen/Neckar, arbeitet seit 1994 als Übersetzerin englischer und französischer Literatur. Zu den von ihr übertragenen Gegenwartsautoren gehören Cécile Wajsbrot, Andreï Makine, Mathias Énard (alle zusammen mit Holger Fock). Sie lebt mit ihrer Familie im Raum Heidelberg.

Jurykommentar zur Shortlist-Nominierung 2013:

„Jean Rolin ist ein Meister der Reportage, ein hinreißender Erzähler. Es ist ein wahres Vergnügen, ihm zu folgen. Quer durch die Welt, den Rändern entlang, wie der Untertitel festhält, erfahren wir, wie abseitig die unterschiedlichen Gesellschaften mit Tieren, hier mit Hunden, umgehen, was einen Rückschluss natürlich auf den Umgang mit Menschen und jenen mit Menschen unter sich zulässt. Rolin überzeugt durch die zarte Lakonie des Erzählers, der sich, ohne je didaktisch oder gar zynisch zu werden, so weit wie möglich zurücknimmt und den Lesern anheim stellt, ihre eigenen Schlussfolgerungen aus dem Text zu ziehen. Wunderbar übersetzt von Holger Fock und Sabine Müller, getreu und sehr glatt zu lesen.“