Installationen und Lesungen

Rules of Evidence

von Okwui Enwezor

Mi 2.6.–So 6.6.2010
Mi 2.6.2010
18.35h
Do 3.6.2010
12–22h
Fr 4.6.2010
12–22h
Eintritt frei
Sa 5.6.2010
12–22h
Eintritt frei
So 6.6.2010
12–18h
Eintritt frei
12.00 h - 22.00 h
Kevin Carter, Aasgeier beobachtet ein verhungerndes Kind

Der Kurator Okwui Enwezor untersucht Mechanismen der Beweisführung wie Zeugnis und Zeugenschaft, die grundlegend sind für die Rezeption dokumentarischer Formen und ihre Institutionalisierung in der Kultur der Gegenwart.

Entgegen der Tendenz, das Dokumentarische a priori rein für das Hervorbringen sichtbarer Bilder oder für die Darstellung ihrer emotionalen Wirkungen stehen zu lassen, versucht das Projekt, diese Wirkungen – vorübergehend – außer Kraft zu setzen. Es geht dabei nicht um die Aufkündigung visueller Wahrnehmungsroutinen, sondern um das Erproben anderer Strategien der Präsentation dokumentarischer Formen in der Öffentlichkeit.

„Rules of Evidence“ umfasst drei als parallele Sequenzen konzipierte Programmschienen: In der ersten Sequenz erscheinen am 5. Juni 2010 in der tageszeitung vier Dokumentarfotos zusammen mit Kommentaren zu ihrer Rezeption und Interpretation hinsichtlich ihres Wahrheitsgehaltes oder ihrer ethischen Verortung in den Medien. Emily Apter schreibt zu „Rauch über Beirut“ (Beirut, 2006) von Adnan Hajj, Jacques Rancière zu „Aasgeier beobachtet ein verhungerndes Kind“ (Sudan, 1993) von Kevin Carter, Tom Keenan zu „Blackwater-Agenten von einer Brücke hängend“ (Fallujah, 2004) von Khalid Mohammed, Eduardo Cadava zu Robert Capas „Loyalistischer Milizionär im Todesmoment“ (Cerro Muriano, 1936).


In der zweiten Sequenz finden während des gesamten Forums Lesungen statt aus: W.G. Sebalds „Luftkrieg und Literatur“, Antjie Krogs „Country of my Skull“, Philip Gourevitchs „Wir möchten Ihnen mitteilen, daß wir morgen mit unseren Familien umgebracht werden“.


In der dritten Sequenz greifen Bildende Künstler Aspekte der ersten beiden Sequenzen mittels textbasierter dokumentarischer Formen, Grafikdesign, Plastik oder Architektur auf. Ecke Bonk definiert das Verhältnis zwischen Typografie und Fotografie in den Medien. Juan Maidagan und Dolores Zinny schaffen Räume für öffentliche Lesungen. Präsentiert wird eine literarische Arbeit von Walid Sadek und eine neue Installation von Tony Cokes.


Gespräch mit Okwui Enwezor: Mittwoch, 2. Juni 2010, 20.30 h