24.2.2007

meine Baustelle #3: meine Kritik

Bob Dylan, Wolf Biermann oder Sex Pistols, Public Enemy: Kritik wird im Allgemeinen über das gesprochene oder geschriebene Wort vermittelt, aber nicht immer reicht die Kraft des Wortes, um die Emotionalität des Aufbegehrens, die Leidenschaft des Nicht-einverstanden-seins zum Ausdruck zu bringen. Dann schlägt die Stunde der Musik.

meine Kritik auf der Umbaustelle Haus der Kulturen der Welt bringt drei Generationen Berliner Protestmusik zusammen: Ton Steine Scherben Family , Relaunch der einst gefürchteten Krawallband um den früh verstorbenen Sänger Rio Reiser, die in den siebziger Jahren den Soundtrack zu Hausbesetzungen und Straßenschlachten lieferte. Kommando Stuhlgeist aus dem „Magnetband-Untergrund“ der DDR, in dem in den achtziger Jahren Formen entwickelt wurden, eine kritische Haltung zu äußern, ohne dass die allgegenwärtige Gedankenpolizei den Finger darauf legen konnte. Und schließlich K.I.Z. , Newcomer aus den Reihen des Berliner HipHop-Labels Royalbunker, die mal drastisch, mal ironisch zum Ausdruck bringen, wie sich das Leben in den Straßen von Kreuzberg anfühlt im Frühjahr 2007. Bei allen drei Formationen ist Subjektivität, wie durch den Titel dieses Wochenendes angezeigt, unmittelbarer Startpunkt der Kritik.

Die drei Acts werden aber nicht nur als Musiker zu sehen sein, sondern vom Journalisten und Radio-DJ Klaus Walter auch noch zu einer Gesprächsrunde gebeten, in der die unterschiedlichen Formen des Aufbegehrens debattiert werden: Welche Gemeinsamkeiten gibt es? Welche Rolle spielt das historische Umfeld? Wie viel Reflexion ist nötig, um Kritik zu äußern? Welche Rolle spielt der Text, das vorhergeschriebene oder improvisiert gesungene Wort? Wie gut gehen Wut und Musik zusammen?

Parallel und in den Pausen werden die beiden Filme Flüstern & Schreien - ein Rockreport und Die Erben der Scherben gezeigt.