O Fan Ultimativo: Fan-Geschichten

O Fan Ultimativo Fan-Geschichten


Jugend an den Ball

Ein Land weint, ein ganzer Kontinent ist erschüttert. Was ist passiert mit dem Fußball? Was ist passiert mit den Spielern?

Alle sind traurig und enttäuscht über das Sambaspielende Fußballland, Wo ist die Freude, wo ist die Leidenschaft und der Tanz um den Ball?

Das die Brasilianer keine großen Teamplayer sind ist wohl kein Geheimnis, doch nun geht ihnen noch ihre Individualität verloren.

Wir alle weinen um den Fußball, den die ganze Welt so liebt und so sehnsuchtsvoll erwartet hatte.

Wir hoffen auf eine neue Zeit. Lasst die Jugend an den Ball. Auf meiner Reise durch Brasilien habe ich die große Macht der Jugend erleben dürfen. Diese jungen Leute verkörpern das neue Brasilien. Sie sind kreativ, verspielt, sprühend und so stolz.

Wahrscheinlich war es noch zu früh für den sechsten Stern, doch dieser gehört schon heute der Jugend von Brasilien.

Ute Müller de Flor (07. Juli 2006)



die zwei gesichter des mineirão

decembro 2004: vorletzter spieltag im campeonato brasileiro. seit einigen tagen war ich in belo horizonte, nahm einmal mehr die gastfreundschaft von lotus und ihrem sohn joão in anspruch, beide galos (anhänger von atlético mineiro) aus tiefstem herzen. atlético war auf einem der letzten tabellenplätze und in akuter gefahr, in die segunda divisão abzusteigen. dazu bedurfte es eigentlich nur einer niederlage des favoriten und erzlokalrivalen cruzeiro gegen vitória da bahia, die eine äußerst schlechte saison hingelegt hatten. joão fühlte sich seit tagen schlecht und vermutete, dass cruzeiro wohl absichtlich verlieren werde, um atlético den todesstoß zu versetzen. atlético spielte an diesem tag auswärts und hielt durch das eigene resultat alles offen. jorge, der bruder meiner liebe und hoch geschätzter experte des brasilianischen fußballs lud mich zum spiel cruzeiro gegen vitória im mineirão ein. ich hatte das stadion unweit von niemeiers pampulha noch nie von innen gesehen, wohl wissend, dass es schon in früheren zeiten schon bis zu 100.000 personen fasste und war aufs äußerste gespannt. umso stärker die enttäuschung, als lediglich 700 cruzeirenses dieses spiel sehen wollten, in dem es um nichts mehr ging. cruzeiro spielte jedoch fair engagiert und gewann.


atlético musste nun im letzten spiel gegen den drittplatzierten são caetano unbedingt gewinnen, um selbst nicht abzusteigen – zwar nicht unmöglich, jedoch äußerst unwahrscheinlich. die woche mit lotus und joão verlief in nervöser spannung. atlético warf tickets für einen real auf den markt, die in limitierten kontingenten und mehreren phasen an nur zwei schaltern der stadt zu haben waren. am ersten verkaufstag fanden joão und ich uns bereits sehr früh an der zentrale des cam (clube atlético mineiro) in der schlange der geduldigen torcida, die bereits feierte, als hätte atlético es schon geschafft. nach vier stunden direkter sonneneinstrahlung, fünf oder sechs skol, die wir abwechselnd aus dem kühlschrank der nächsten paderia besorgten. hatten wir gegen 14 uhr fünf tickets in der hand.


sábado, tag der entscheidung: joão, zwei gute freunde und ich saßen im wagen, erneut auf dem weg ins mineirão, vorbei am flughafen, die straßen jedoch kaum mehr passierbar. rund um das mineirão ein meer in schwarz-weiß-vertikal. auch ich trug mittlerweile ein trikot der vorletzten saison und werde seitdem als überläufer in der familie meiner liebe betrachtet. die einlasskontrollen waren nachlässig, das stadion randvoll mit 70.000 personen und die tribüne bebte bereits eine stunde vor dem spiel rhythmisch unter der tanzenden menge. einige male machte ich mir sorgen um den zustand des betons, sie schwanden jedoch in der allgemeinen euphorie. atlético gewann unglaublicherweise hochverdient 3:0 und nach jedem tor verloren wir das spiel für minuten aus den augen, da wir von einer der riesigen bandeiras überspannt wurden. joão hatte an diesem tag tränen in den augen und wir tranken noch einige antarticas, skols und bohemians, begleitet von traditionellem samba im gartenlokal nahe der avenida contorno.


junho 2006: atlético spielt in der segunda, cruzeiro wurde zum x-ten mal campeão mineiro. in der seleção der copa spielen cruzeiros fred und gilberto und brasil wird hexa e deus é brasileiro.

jotaka aus Berlin (27. Juni 2006)



Leben in Fortaleza

Und dann war mein zukünftiger Mann da, in der zauberhaften Fortaleza! Die warme Brise und der Tanz der Kokospalmen in der Standpromenade haben ihn sofort fasziniert und um sicher zu gehen, dass er von dieser Stadt und natürlich von dem Land Brasilien nicht mehr loskäme, haben wir 1987 geheiratet und er hatte sein ewiges Souvenir in sein Herz geschlossen. Das ist die sicherste Methode einen unsichtbaren Anker dort zu haben.


Danach ist nur zu genießen was diese wunderschöne Stadt mit ihren geheimnisvollen Dünen und letztendlich das riesige bezaubernde Land zu bieten haben: Es sind die leckeren „caranguejos“ mit einem Bierchen und die live Música Popular Brasileira donnerstags abends am „Praia do Futuro“; die warme Sonne morgens am weißen Strand umarmen und das blaue Meer mit weißen salzigen schaumigen dicken Wellen auf der Haut spüren während man eiskaltes „Kokoswasser“ trinkt; der rote Sonnenuntergang in der Volta da Jurema“ sehen, wo man denkt, man könnte den Horizont anfassen während man „Tapiocas“ aller Art mit einem Käffchen genießen kann, bevor man sich für Fisch und Garnelen in „Peixadas“ entscheidet; die „caipirinha“ im „Dragao do mar“, wo man die beste Pizza essen und viele gutgelaunte Leute sehen kann oder zu einem „Shopping“ gehen und dort alles das findet was das Herz begehrt ohne das „Essen pro Kilo“ zu vergessen, das überall vielfältig zusammen mit frisch gepressten Säften angeboten wird. Will man das ganze in einem Ort haben, dann geht man direkt zum „Beach Park“, wo man denkt, dass man sich in einer karibischen Umgebung befindet. Aber um sich mit den netten und unproblematischen Menschen zu mischen ist nichts besser als zum „Zentrum“ zu gehen und in der Nähe der „Praca do Ferreira“ sich einen Zuckerrohrsaft mit einem „Pastel de queijo“ zu genehmigen und weiter durch die Innenstadt zu schlendern, wo man sich die alten Gebäude ansehen kann bis zum „Teatro José de Alencar“.


Ist man vom Strand besessen, kommen viele unzählige weite Strände in verschiedenen Richtungen in Betracht; die alle schön sind und unterschiedlich, sodass man sie nur schwer in kurzen Worten beschreiben kann. Am besten fängt man mit „Canoa Quebrada“ oder „Jericoacoara“ an. Obwohl man in „Cumbuco“ fast noch in Fortaleza ist.

Ist man ein Wandersmann/Frau kann man Berge ersteigen und die Schönheit z.B. von der „Serra de Guaramiranga“ oder „Serra de Baturité“ erkunden, wo man in den vielen kleinen Wasserfällen baden und typische ländliche Köstlichkeiten probieren kann.

Ist man ein Landei muss man zum „Sertao“ fahren und die vielen ländlichen kleinen Städtchen kennen lernen und die Gewohnheiten ihrer Bewohner, die einen anderen Lebensrhythmus als die Städter.

Wir sehen uns dann in Brasilien!

Zenda und Hartmut Theis aus Köln (15. Juni 2006)



Nie wieder Caipirinha!!

Ich hatte vier Monate im Nordosten Brasiliens verbracht und rühmte mich damit, alle möglichen und unmöglichen Situationen heil überstanden zu haben. Besonders die viel gepriesenen "churrascos" und "festinhas" an allen möglichen Orten, zu allen möglichen Feiertagen und zu allen anderen Situationen des Lebens, die unbedingt mit Pitu und Caipirinha begossen werden müssen, hatte ich relativ gut überstanden.


An meinem letzten Abend in Brasilien, in Sao Paulo, sollte ich jedoch noch einmal getestet werden. Ein paar Freunde nahmen mich auf die Vorführung einer Samba-Schule um die Ecke mit, die schon fleissig für den Carnaval probte. Diese Vorführungen sind natürlich immer Anlass für ein ganzes Strassenfest und wir bestellten (natürlich) Caipirinha. Ich war so beschäftigt mit den rot-schwarzen Kostümen, den blinkenden Pailletten, den langen Frauenbeinen und den trommelnden Musikern, dass ich nicht weiter auf die Zubereitung des Caipis achtete.


Nachdem ich die Hälfte des Bechers geleert hatte, hatte ich den Eindruck, nur noch schielen zu können. Meine Umgebung bewegte sich ruckartig wie ein Störbild, sobald ich meinen Kopf von links nach rechts bewegte. Was meine Freunde sagten, verstand ich nur noch mit größter Anstrengung. Erst als ich ihre besorgten, aber für mich verschwommenen Gesichter um mich herum sah, wurde mir klar, dass etwas nicht stimmte...


Am nächsten Morgen erzählte mir mein Freund, dass die Verkäufer ihren Schnaps selbst brennen, wenn auch nicht nach legalen Gesetzen, und ihn gerne an Touristen ausprobieren würden. Glücklicherweise musste ich erst abends ins Flugzeug nach Frankfurt steigen.

CL (12. Juni 2006)



Viva o futebol brasileiro! Ein Spiel im 3-Millionen–Einwohner-Städtchen Goiânia

Nun war ich also in Brasilien, hatte den atemberaubenden Zuckerhut bestiegen, schwitzend in den Armen aufregender Männer Samba tanzen gelernt, „echte“ Caipirinhas getrunken, das Glücksbändchen aus Bahia flatterte an meinem Arm, nur ein Erlebnis hatte ich mir bis ganz zum Schluß aufgehoben: einmal ein Fußballspiel mitzuerleben!

Ich befand mich in der Provinz, auf dem Land sozusagen, in einem 3-Millionen-Einwohner-Städtchen namens Goiânia. Sollte es in dieser Einöde möglich sein, das Klischee des brasilianischen Ballzauberns begleitet vom betörenden Klang der Trommeln und dem begeistert tanzendem Publikum kennenzulernen?

Eines Morgens war es soweit: Am gleichen Abend sollte ein Fußballspiel stattfinden, berichteten mir meine Freunde voller Vorfreude.

Das städtische Fußballstadion war eine beeindruckende Erscheinung, sicherlich an Größe mit dem Olympiastadion in Berlin vergleichbar, doch äußerst heruntergekommen: Der Putz bröckelte, überall mittelgroße Löcher auf den Tribünengängen, durch das ein Kind problemlos durchrutschen könnte. Heute sollten „die Christen“ gegen irgend so eine Mannschaft aus dem Umland spielen. Dass es konfessionelle Mannschaften gab, hatte ich bisher noch nicht gehört, aber warum eigentlich nicht? Schön gewesen wäre ein Freundschaftsspiel einer Candomblé-Mannschaft gegen eine Christliche...

Obwohl das Stadion nur zu einem Achtel gefüllt war, simulierten die Trommler ein volles Orchester. Ich befand mich inmitten euphorisch jubelnder Fans, deren Hüften sich zum Taktschlag der Trommelschläge wogen. Die Fußballer hantierten geschmeidig und geschickt mit dem Ball – Fußball ist hier vor allem noch Spiel.

Ein unglaubliches Erlebnis.

Wer das Spiel gewonnen hat, habe ich vergessen, aber mir wird immer die Stimmung , die Begeisterung, ‚o jeito brasileiro’ in Erinnerung bleiben.

Das Klischee „Brasilianer und Fußball“ stimmt irgendwie doch, nicht weil es aufgesetzt ist, sondern weil so das Leben ist.

Viva o futebol brasileiro!

AS (29. Mai 2006)



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