How Close Could We Get to the Light and Survive?

Fr 6.10.2017
Auditorium
17–20h
Nachmittagsticket: 8€/6€ Tagesticket: 14€/10€

Ahmad Beydoun
Discursive Management of a Paralyzed System: Communitarianism in Lebanon
Französisch mit Simultanübersetzung deutsch-englisch

Lange Zeit war die Spaltung der Gesellschaft entlang kommunitärer und konfessioneller Linien der zentrale Faktor im soziopolitischen System des Libanon. In seinem Vortrag erkundet Ahmad Beydoun den aktuellen Wandel in der politischen Ökonomie dieses kommunitaristischen Diskurses. Er betrachtet die Zeit unmittelbar vor dem Bürgerkrieg der Jahre 1975 bis 1990, in der die Unterdrückung jeglichen politischen Wettbewerbs das von tiefem Misstrauen und dauerhafter Institutionalisierung der verschiedenen Religionsgemeinschaften geprägte Klima im Libanon noch anheizte. Profitiert haben davon vor allem die Vertreter*innen der jeweiligen Gruppierungen, die gestärkt aus diesem Prozess hervorgingen, während die Macht des Staats geschwächt, wenn nicht gar paralysiert wurde. Zum Abbau der Rivalität zwischen den einzelnen Gruppen führte diese Entwicklung definitiv nicht. Welche Schlussfolgerungen lassen sich daraus für die Einheit einer Gesellschaft ziehen, die in multipler Zugehörigkeit gründet?

Lina Majdalanie
Do I Know You?
Französisch mit deutsch-englischer Übertitelung

Lina Majdalanie erkundet die Ursprünge und die politischen, sozialen und ethischen Implikationen der Prosopagnosie – der Unfähigkeit, Gesichter zu erkennen und zu erinnern. Auf der Grundlage ihrer eigenen Erfahrung hinterfragt sie die Bedeutung dieses Phänomens mit Blick auf eine Gesellschaft, deren politisches und historisches Vermächtnis mit den Metaphern und Narrativen des Gesichts eng verwoben ist: In der libanesischen Unabhängigkeitserklärung aus dem Jahr 1943 proklamiert sich die Nation als Land mit einem „arabischen Antlitz“. Erst später, in der Nachkriegszeit wird dieses Narrativ modifiziert und der Libanon zum „arabischen Land“ erklärt. In der Verbindung des Persönlichen mit dem Politischen erörtert Majdalanie die Frage, auf welcher Grundlage Strategien der Identifikation, Kategorisierung und Anerkennung entstehen oder umgesetzt werden.

Akram Zaatari
Dance and the Vernacular
Englisch mit deutscher Simultanübersetzung

Niemand braucht mehr Fotograf*innen, um Bilder zu machen und sie zu verbreiten. Technik für alle und Online-Plattformen machen es möglich. Das traditionelle Zeremoniell der Aufnahme, das einst im Fotostudio stattfand und auf Silbergelatineplatten festgehalten wurde, findet sich heute auf YouTube wieder. Hielten die fotografischen Aufzeichnungen früher lediglich einen einzigen Augenblick modischer, populärer oder gar ikonischer Posen im Atelier fest, wird dieser Moment heute abgelöst von durchkomponierten Serien von mehr als nur einem einzelnen Schnappschuss. Sie erfassen vielmehr ganze Körperchoreografien und eine Erzählung in der Zeit. Akram Zaatari diskutiert solche wiederkehrenden Narrative in den YouTube-Videos von Personen, die sich selbst filmen als „Skripte“ oder als eine Form von Tanz. Diese Skripte sind zugleich Varianten der Selbstwahrnehmung, der Reaktion auf herrschende Bilder, soziale Codes und Politik.

Teil von How Close Could We Get to the Light and Survive?, kuratiert von Rabih Mroué