Andrej Bitow: Der Symmetrielehrer

Aus dem Russischen von Rosemarie Tietze
Suhrkamp Verlag 2012
(Prepodavatel' simmetrii, Roman-ėcho, Fortuna Ėl, Moskau 2008)

Das Buch

Eine Gruppe Geologen sitzt bei schlechtem Wetter in der Taiga fest. Um die Zeit zu vertreiben, erzählt der Übersetzer A. B. ein ‚ausländisches’ Buch nach, das er nur halb verstanden hat und deshalb mit Erfindungen ausschmückt. Zehn Jahre später – das Buch ist verschollen, sein Inhalt lange vergessen – steht A. B. plötzlich ein Kapitel vor Augen, vollständig, wie eine Vision. Während sein Gedächtnis den Text speichert, wird das Ereignis, das die Vision ausgelöst hat, gelöscht. Aus dieser irritierenden Erfahrung erwächst Andrej Bitows Meisterwerk, in dem er sich den letzten Dingen des literarischen Daseins zuwendet: dem Verhältnis zwischen Autor und seinen Geschöpfen; der Schriftstellerexistenz, die Schuld und Schmerz zurücklässt; der Liebe, die dem Schreiben geopfert wird; und nicht zuletzt Russland „Als Versuch Gottes, die Zeit durch den Raum zu ersetzen“.

Andrej Bitow, Foto: Brigitte Friedrich

Der Autor

Andrej Bitow, geboren 1937 in Leningrad, ist studierter Geologe. Er veröffentlicht seit 1959 Erzählungen, Essays, Romane, Reiseberichte. 1990 erhielt er den russischen Puschkin-Preis, 2008 den Brücke-Berlin-Preis.

Zuletzt erschienen:
Das Puschkinhaus. Neuauflage Suhrkamp 2007, aus dem Russischen von Rosemarie Tietze (Puskinskij dom, Kniga, Moskau 1978) | Geschmack. Novelle. Suhrkamp 2004, aus dem Russischen von Rosemarie Tietze (Vkus, Molodaja gvardija, Moskau 1990) | Georgisches Album. Auf der Suche nach der Heimat. Suhrkamp 2003, aus dem Russischen von Rosemarie Tietze (Gruzinskij alʹbom, Merani, Tbilisi 1985) | Armenische Lektionen. Eine Reise aus Russland. Suhrkamp 2002, aus dem Russischen von Rosemarie Tietze (Uroki Armenii , Sovetakan groch, Jerevan 1978)

Rosemarie Tietze, Foto: privat

Die Übersetzerin

Rosemarie Tietze, geboren 1944 in Oberkirch/Schwarzwald, gehört zu den profiliertesten Literaturübersetzerinnen in Deutschland. Ihr übersetzerisches Oeuvre reicht von Lew Tolstoi, Vladimir Nabokov, Boris Pasternak und Boris Schitkow bis zu Andrej Bitow. Die Übersetzerin wurde mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt, u.a. mit dem Stuttgarter Literaturpreis (1990), dem Johann-Heinrich-Voss-Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung (1995), dem Brücke-Berlin-Preis (2008), den sie gemeinsam mit Andrej Bitow erhielt, und dem Paul-Celan-Preis des Deutschen Literaturfonds (2010). Im Wintersemester 2012/2013 hatte sie die August-Wilhelm-von-Schlegel-Gastprofessur für Poetik der Übersetzung an der Freien Universität Berlin inne.

Zuletzt erschienen:
Gidon Kremer: Briefe an eine junge Pianistin. Braumüller 2013, aus dem Russischen von Rosemarie Tietze und Claudia Zecher | Lew Tolstoi: Anna Karenina. Hanser 2009/dtv 2011, neuübersetzt aus dem Russischen von Rosemarie Tietze (Анна Каренина, 1878) | Gaito Gasdanow: Ein Abend bei Claire. Hanser 2014, aus dem Russischen von Rosemarie Tietze (Вечер у Клэр, 1929)

Jurykommentar zur Shortlist-Nominierung 2013

„Andrej Bitow, der subersive ‚Klassiker‘ der zeitgenössischen russischen Literatur, bekannt für so wunderbare Romane wie ‚Das Puschkinhaus‘, legt mit ‚Der Symmetrielehrer‘ ein ebenso vertracktes wie virtuoses Buch vor. Profund und verspielt, ironisch und poetisch vereinigt Bitows kunstvoller Intarsien-Roman, der das Genre quasi neu erfindet, eine Vielfalt an Themen und Stilen. Rosemarie Tietze hat die sprachliche Polyphonie, die Wortspiele und anagrammatischen Wendungen ingeniös wiedergegeben.“